Neue Wege für deine Karriere

In unserem Blog teilen wir regelmäßig neue Artikel unseres Teams und Gastautoren rund um die Dinge, die uns in der täglichen Arbeit begegnen und beschäftigen.


In der Kategorie actifyX SAP S/4HANA Trainings berichten wir regelmäßig über neue Inhalte rund um das Thema SAP S/4HANA wie z.B. aktuelle Trainings, neueste Zertifizierungen, Änderungen und Best Practices.


In der Kategorie actifyXperience findest Du hochwertige Inhalte zu den Themen Karrieregestaltung und Bewerbung, Gesundes Arbeiten, Kommunikation und Konfliktmanagement. In unseren Beiträgen findest Du Reflexionsfragen, hilfreiche Tipps und Informationen, die Dich auf Deinem Weg hin zu Deiner beruflichen Zufriedenheit voranbringen. 


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SELBSTMARKETING

Was du tun kannst, um authentisch sichtbar zu werden.  

Nicht selten kommen wir in unseren Karrierecoachings mit folgendem Thema in Berührung: Coachees berichten, dass sie von Kolleg:innen oder Führungskräften falsch eingeschätzt werden, und sie nicht genau wissen, woran das liegt. 

Hilfe zur Selbsthilfe:

SCHREIBEN ALS TOOL IN PHASEN DER BERUFLICHEN NEUAUSRICHTUNG

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 11.01.2024

Hast du schon einmal folgende Erfahrung gemacht: Du bist im Gespräch mit einer guten Freund:in oder einem guten Freun:d, ihr besprecht ein Thema, dass dich sehr beschäftigt, die Worte sprudeln aus dir heraus und du denkst „Was, das habe ich gerade gesagt? Das war mir selbst gar nicht bewusst.“


Es kommt vor, dass wir Themen für uns und in unseren Gedanken hin- und herbewegen, uns dabei aber gedanklich verheddern oder ein Gedanke kurz da war, aber nicht wirklich greifbar ist.


Einsicht über uns selbst bekommen wir unter anderem über Kommunikation mit anderen. Das kann ein lockeres Gespräch mit einer vertrauten Person sein oder der Rahmen einer Coachingsitzung. Nicht immer befinden wir uns in der Situation, dass wir eine:n Gesprächspartner:in als Gegenüber haben.  Manchmal fehlt uns auch die Zeit oder der Mut, über bestimmte Themen mit einer Person zu sprechen. Heute möchten wir Euch eine Methode vorstellen, die gerade in Phasen von beruflicher Neuausrichtung unfassbar klärend sein kann: verschiedene Formen des Schreibens.


Manche denken nun zurück an die Zeiten, in denen man seine tiefsten Geheimnisse dem guten alten Tagebuch anvertraut hat. Heute sind Begriffe wie Journaling, expressives Schreiben oder Dankbarkeitstagebuch in aller Munde. Aber: Was verbirgt sich hinter den einzelnen Methoden, wie kann man sie einsetzen und welche Effekte haben die einzelnen Methoden? 

Schreiben als Tool:
Die Vorteile liegen auf der Hand

Schreiben bringt einige Vorteile mit sich, die alle Schreibmethoden gemeinsam haben. Ein pragmatischer Grund vorneweg: Schreiben ist kostengünstig und in vielen Lebenslagen leicht umsetzbar. Zudem stellen sich positiven Effekte der Schreibpraxis auch ein, wenn Grammatik oder Ausdruck nicht „korrekt“ sind – Schreiben ist somit auch für Schreibanfänger:innen oder Personen, denen das grammatikalisch korrekte Schreiben aus verschiedensten Gründen schwerfällt, als Methode geeignet. Zudem gilt der Spruch „Papier ist geduldig“: Papier wertet nicht und guckt auch nicht nervös auf die Uhr, weil gleich der nächste Termin ansteht. Wir werden uns nach dem schriftlichen Zwiegespräch auch keine Gedanken machen „nur von uns geredet zu haben“. Papier können wir zerknüllen und somit unsere Gedanken einfach verwerfen. Wer Schreiben als Methode nutzen möchte, darf übrigens zu Zettel und Stift greifen und nicht die digitale Variante wählen. Durch das analoge Schreiben sprechen wir mehrere Areale im Gehirn an, was dazu führt, dass wir neue neuronale Netzwerke knüpfen und Informationen anders verarbeiten. 

Deinen Bedürfnissen und Wünschen näherkommen: Journaling

In Zeiten der Veränderung, wie beispielweise einer Bewerbungsphase oder einer beruflichen Neuausrichtung, kann es uns helfen, regelmäßig zu bestimmten Fragestellungen zu schreiben. Der Begriff, der für diesen Prozess verwendet wird, ist Journaling. Journaling ist eine Methode, die dir hilft, deinen Wünschen und Zielen auf die Schliche zu kommen. Es gibt einige Punkte, die du beachten kannst, bevor du die Methode ausprobierst:

 

Deinen Bedürfnissen und Wünschen näherkommen: Journaling

In Zeiten der Veränderung, wie beispielweise einer Bewerbungsphase oder einer beruflichen Neuausrichtung, kann es uns helfen, regelmäßig zu bestimmten Fragestellungen zu schreiben. Der Begriff, der für diesen Prozess verwendet wird, ist Journaling. Journaling ist eine Methode, die dir hilft, deinen Wünschen und Zielen auf die Schliche zu kommen. Es gibt einige Punkte, die du beachten kannst, bevor du die Methode ausprobierst:


  • Bei der Methode geht es darum, regelmäßig durch Aufschreiben deiner Gedanken in einen Prozess der Selbstreflektion und Erkenntnis einzusteigen. Du kannst deine eigene Journaling-Praxis ganz so entwickeln, wie du es brauchst. Hilfreich ist es, wenn du dir nach und nach eine Routine schaffst, sodass du möglichst regelmäßig Journaling praktizierst. Du kannst Journaling beispielweise als morgendliches Ritual nutzen, und immer vor Anbruch deiner Bürozeit 10 Minuten deine Gedanken aufschreiben.


  • Du kannst frei zu bestimmten Themen schreiben oder dich an einer festgelegten Fragestellung orientieren. Du wirst mitunter überrascht sein, was du auf dem Papier vorfindest! Wichtig ist, dass du dir nicht vorab zu viele Schranken auferlegst. Du musst deine zu Papier gebrachten Gedanken niemandem zeigen, wenn du es nicht möchtest.


  • Nutze Journaling über einen Zeitraum einiger Wochen und beobachte, welche Effekte die Methode auf dich nimmt.



Fragengeleitetes Journaling

Du findest im Internet zahlreiche Artikel mit Vorschlägen zu Fragen, welche du in deiner Journaling-Praxis nutzen kannst. Wir haben dir hier einige zusammengestellt, welche dich in Phasen der beruflichen Neuorientierung weiterbringen:

  • Wie habe ich mich in den letzten fünf Jahren beruflich weiterentwickelt?
  • Welche 10 Dinge kann ich wirklich gut?
  • Welche positive Rückmeldung aus meinem Berufsleben erinnere ich und warum?
  • Was mache ich wirklich leidenschaftlich gerne?
  • Bei welchen Tätigkeiten vergesse ich die Zeit?
  • Was würde ich tun, wenn ich spontan einen Tag frei hätte?
  • Was bedeutet berufliches Glück für mich?
  • Was würde ich tun, wenn alles möglich wäre?
  • Was würde ich tun, wenn ich nicht scheitern könnte?
  • Welchen Tätigkeiten würde ich nachgehen, wenn Geld keine Rolle spielen würde?
  • Was kann ich heute besser machen als gestern?
  • Was stresst mich und warum? Wie kann ich das verändern?
  • Welche Glaubenssätze halten mich davon ab, für mich loszugehen?
  • Was ist heute wahr, von dem ich vor einem Jahr noch geglaubt habe, dass es für mich nicht möglich ist?
  • Was ist mein nächster Schritt?
  • Welche Gewohnheiten möchte ich etablieren und warum?
  • Was lenkt mich ab und senkt meine Produktivität?
  • Was schiebe ich auf, obwohl ich es heute erledigen kann?

Dankbarkeits- und Erfolgsjournal

Phasen der beruflichen Neuausrichtung sind häufig von Zweifeln oder auch schwierigen Erfahrungen, wie z.B. Absagen im Bewerbungsprozess, begleitet. Wenn wir uns in Elternzeit oder einer Phase der Arbeitslosigkeit befinden, fällt auch die Rückmeldung von Kolleg:innen und Führungskräften weg. Hier kann es uns helfen, eine Erfolgs – und Dankbarkeitsjournal zu führen. Hierfür schreibst du täglich drei Dinge oder Umstände auf, für die du dankbar bist. Zudem kannst du dir täglich oder wöchentlich deine Erfolge aufschreiben – auch wenn sie dir noch so klein erscheinen. Diese Routine wird dich und deine positive Selbstwahrnehmung stärken.

Themengeleites Journaling

Interessant kann es auch sein, wenn du zu bestimmten Begrifflichkeiten frei schreibst. Im beruflichen Kontext kannst du zu folgenden Begriffen frei losschreiben und sehen, was in die hoch kommt:

Karriere, Führung, Kollegen, Gehalt, Grenzen, Druck, Entwicklung, Kultur, Prioritäten, Konflikt.

Schreiben als Entlastung:
Expressives Schreiben

Eine weitere Methode, die du für dich nutzen kannst, ist die des expressiven Schreibens. Die Entwicklung dieser Methode geht auf den Psychologen James W. Pennebaker zurück, der sich intensiv mit der heilsamen Wirkung des Schreibens beschäftigte.


In einer Studie ließ Pennebaker zwei Gruppen von Studierenden über vier Tage für 15 Minuten jeweils über traumatische Kindheitserlebnisse oder über banale Alltagserlebnisse schreiben und überprüfte deren Gesundheitszustand im Anschluss. Mit verblüffenden Ergebnissen: Die Personen, welche sich mit ihren traumatischen Erfahrungen auseinandergesetzt hatten, nahmen weniger medizinische Hilfe in Anspruch als die Vergleichsgruppe.1   Auf Basis seiner Studie entwickelte er die therapeutische Methode des expressiven Schreibens. Die Grundidee des expressiven Schreibens – also das zu Papier bringen von belastenden Ereignissen und den zugehörigen Gefühlen – kannst du auch im Alltag nutzen: Wenn du in einer belastenden Situation bist – das kann beispielweise ein Konflikt am Arbeitsplatz sein oder die Angst vor dem nächsten Vorstellungsgespräch – kann es dir helfen, alle deine Ängste und Gedanken einfach ungehemmt rauszuschreiben. Setze dich an einen ruhigen Ort, stelle deinen Handywecker auf 10 Minten und schreibe deine Gefühle und Gedankengänge möglichst ungehemmt auf. Der Effekt dieser Methode: Häufig fällt es dir danach leichter, mit deinen Ängsten umzugehen. Du hast deinen Gefühlen Ausdruck verliehen und sie externalisiert – dadurch verlieren sie an Schrecken, und du bist besser in der Lage, Abstand zu gewinnen.2   


An der Stelle ein wichtiger Hinweis:

Expressives Schreiben kannst du ausprobieren, wenn du psychisch stabil bist. Wenn du dich in psychotherapeutischer Behandlung befindest, sprich mit deinem/deiner Therapeut:in, bevor du mit dem expressiven Schreiben beginnst.

Fazit

Wir wünschen dir viel Spaß beim Ausprobieren der hier vorgestellten Methoden. Der Beginn einer Schreibroutine kann dir auch eine gute Vorbereitung sein auf unser kostenloses Webinar zum Thema


  • „Jahresvision 2024“
  • am 31.01.2024
  • ab 16.00 Uhr


Wenn du dabei sein möchtest, kannst du gerne unter folgendem Link teilnehmen: Deine Jahresvision 2024 


Herzliche Grüße

Deine Katharina 


Quellen:

[1] Pennebaker J.W., Beall S.K. (1986): Confronting a traumatic event: toward an understanding of inhibition and disease. In: Journal of Abnormal Psychology. 95 (3): 274–81. doi:10.1037/0021-843x.95.3.274.

[2]Blogeintrag von Liv Scharbotkte https://www.happy-writing.de/blog/was-ist-expressives-schreiben

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Keine Angst vorm Ziele setzen:
Deine Jahresvision 2024

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 04.01.2024

Willkommen im neuen Jahr und zum ersten Blogartikel 2024. Unser Team der actifyX  wünscht Euch und euren Liebsten Gesundheit, Freude, Zufriedenheit und alles, was ihr benötigt, um eure Träume leben zu dürfen. Wir starten das Jahr mit einem Thema, das uns gerade allen begegnet: ein neues, unbeschriebenes Jahr liegt vor uns, und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Wenn zum Jahresbeginn die Zahl hinter der 20 umspringt, markiert das für uns einen Neustart. Zwölf frische Monate liegen vor uns, die gelebt werden wollen. Wenn es dir, wie uns, Spaß macht, zu reflektieren und dich und dein Leben auszurichten, bietet sich der Jahresanfang dafür optimal an. 

Wenn der alltag um die ecke kommt...

Wir bewegen uns heute in einer Zeit, in der sich für uns schier unendliche Optionen eröffnen. Wir haben das Privileg, das wir für unseren Weg viele Entscheidungen treffen dürfen, sei es privat oder beruflich. Diese Freiheit bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Wie soll man sich orientieren, wenn man einen schieren Dschungel an Möglichkeiten vor sich hat? Manche von uns kennen das Gefühl oder gar die Angst, ihr Leben zu „verpassen“ oder es mit Tätigkeiten, Menschen und Dingen zu verbringen, die sie letztlich gar nicht zufrieden machen. Aber wie soll man eigentlich herausfinden, was man „wirklich will“? Und das dann auch noch in Ziele übersetzen, die man bestenfalls auch noch erreicht. Viele von uns fühlen dann einen solchen Druck, dass sie sich ganz überfordert fühlen. Nehmen wir einmal an, dass wir wissen, wohin wir möchten, gibt es eine weitere Schwierigkeit: Unser Alltag. Wie ein schwarzes Loch absorbiert er uns mit so vielen Verpflichtungen und Kleinkram, die uns so vereinnahmen, dass wir schnell unsere Tage und Wochen mit Tätigkeiten füllen, die gar nicht dem entsprechen, was uns wirklich wichtig ist. Haushalt, Kinderbetreuung, berufliche Deadlines und Termine, familiäre Verpflichtungen, die „Rush Hour“ des Lebens…die Liste ist lang und oftmals sind wir so geschafft vom täglichen Doing, dass wir abends einfach nur in irgendein elektronisches Endgerät starren und uns berieseln lassen. Und dann noch unzufriedener sind, und noch mehr das Gefühl bekommen, in einem Kreislauf festzustecken. 

Was dich davon abhält, dein inneres Navigationssystem zu starten

Stelle dir einmal folgendes Szenario vor: Du steigst in dein Auto und fährst einfach so drauf los. Ohne Ziel. Du kommst zur ersten Abbiegemöglichkeit, aber wie sollst du dich entscheiden, ob du rechts oder links weiterfährst? Du entscheidest einfach nach Gefühl. Natürlich läuft dein Tank kontinuierlich leer, denn ohne Treibstoff keine Motorleistung. Du kommst eventuell an schönen Landschaften vorbei, die du vielleicht erstaunt wahrnimmst und dich über den schönen Ausblick freust. Vielleicht fährst du auch in ein weniger attraktives Industriegebiet mit einer Sackgasse und ärgerst dich, dass du an so einem Ort ausgekommen bist.


Die beschriebene Autofahrt kannst du metaphorisch auch auf dein Leben übertragen – wenn du nicht weißt, wo du dein „Lebensauto“ hinlenken möchtest, kommst du auch nirgendwo an. Während deine Energie im Sinne von „den Tank leerfahren“ oder auch schlicht deine Lebenszeit kontinuierlich abnehmen.  


Aber welche Gründe kann es geben, dass du nicht ins Tun kommst, wenn es um das Festlegen von Zielen geht? Was hindert dich daran, dein „inneres Navi“ zu programmieren?

  

 

Du weißt nicht, wo du hinwillst.

Paris, London oder doch lieber eine Fahrt aufs Land? Dir fällt es schwer, dich erst Mal für einen Zielort zu entscheiden. Hier können zwei Dinge eine Rolle spielen: Entweder bist du dir nicht im Klaren, was deine Bedürfnisse und Fähigkeiten sind. Um beim Navi-Beispiel zu bleiben: Wenn du ein hohes Bedürfnis nach Ruhe in der Natur hast und du sehr gut im Holz hacken bist, findest du in einem schmucken Dorf auf dem Lande sicherlich eher die Erfüllung als in einer Metropole. Für dein Leben bedeutet das: Du darfst herausfinden, welche Bedürfnisse du hast und welche Werte dir wichtig sind, wenn du dein Leben für dich gestalten möchtest. Wenn du dem nähergekommen bist, kannst du danach Ziele formulieren und Prioritäten setzen. Eine weitere Blockade kann sein, dass du von der Idee getrieben bist, den perfekten Zielort eingeben zu müssen. In dem Fall kannst du dir überlegen, ob es für dich sinnvoll ist, erst Mal ein kleines Teilziel festzulegen und darauf zuzusteuern, um dir so den Druck zu nehmen.

Du hast Angst, dass du dein Ziel nicht erreichst.

Die Fahrt ist zu weit, zu gefährlich oder der Sprit geht dir aus: Viele Menschen kennen die Angst, sich selbst Ziele zu setzen, von denen sie denken, dass sie diese nicht erreichen. Nimm diese Angst ernst und frage dich, was es genau ist, was dir Angst macht. Gehst du mit dir selbst hart ins Gericht? Welche Bedenken kommen dir in den Sinn und was brauchst du, um diese kleiner werden zu lassen? Vielleicht motiviert dich folgender Gedanke: Wenn dein Weg steinig wird, dein Tank leer ist – das alles ist einfacher auszuhalten, wenn du weißt, wo du hinwillst und warum. Unterwegs wird es zu weiterer Unwegsamkeit kommen, wie beispielweise einem Stau oder einer Straßensperrung. Dann kannst du in dich vertrauen und Lösungen finden, die dir in der konkreten Situation helfen.

Du hast Sorge, dass dein Ziel dich enttäuscht.

Diese Angst kann dir besonders zusetzen, wenn du dir nicht erlaubst, dein Ziel zu ändern, wenn sich herausstellt, dass du doch etwas anderes willst. Manchmal haben wir auch die Erfahrung gemacht, dass wir unsere Ziele vor anderen hart verteidigen mussten. Beispielsweise der Sohn, der Künstler werden will, obwohl der Vater für ihn eine Beamtenkarriere gewünscht hat. Dann fällt es uns schwer, zuzugeben, wenn wir doch nicht erfüllt sind von dem, was wir vorher vehement durchgesetzt haben.  In manchen Fällen hast du zur Zielerreichung auch schon viel Zeit und Arbeit investiert. Beispiele können hier das Studium sein, was dir letztlich nicht richtig zusagt, oder du bist bereits mit deinem Partner zusammengezogen, und das Zusammenleben gestaltet sich nicht so, wie erhofft. Aber: All diese Erfahrungen bringen dich näher zu dem, was dich wirklich glücklich macht. Denn auch zu wissen, was du nicht willst, kann dich weiterbringen. Fast jede Entscheidung ist revidierbar oder im Ergebnis so zu verändern, dass du glücklich damit bist. Dafür braucht es deinen Mut und viel Ehrlichkeit gegenüber dir selbst.

Vorteile, die eine klare Zielsetzung mit sich bringt

Welche Vorteile hat es, wenn wir uns Ziele setzen und los gehen, um diese zu erreichen?


1. Es stärkt unser Selbstbewusstsein und unsere Selbstwirksamkeit. Wenn wir uns unser Selbst bewusst sind, also unsere Bedürfnisse und unsere Stärken kennen, können wir das Leben führen, das wir uns wirklich wünschen. Wir keine passiven Teilnehmer:innen in unserer Lebens-Vorführung, sondern wir sind aktive Hauptdarsteller:innen und können Erfolge auch wirklich auf uns zurückführen – ebenso wie Misserfolge. Beides ist aber kein Zufallsprodukt mehr, und das stärkt uns.


2. Zudem fällt es uns viel leichter, Entscheidungen zu treffen hinsichtlich der immensen Aufgabenflut, die täglich auf uns einprasselt. Wenn wir Ziele haben, können wir entscheiden, was wir tun und lassen – ob eine Aktivität oder Anfrage auf die Erreichung unseres Ziels einzahlt oder eben nicht. Wir sind in der Lage, Prioritäten zu setzen.



Ein weiterer Punkt, dass uns manchmal den Weg hin zu der Umsetzung unserer Träume erschwert:


Wir nehmen uns nicht die Zeit im alltäglichen Wirrwarr, um zu reflektieren und zu planen.


Hast du Lust bekommen, dir eine Jahresvision mit konkreten Zielen für das Jahr 2024 zu bauen? Du hast Lust, dir dafür Zeit und Raum zu nehmen und mit begleitenden Impulsfragen deine bisherigen Erfolge zu reflektieren und darauf aufbauend deine Jahresvision auszurichten? Du möchtest Losgehen für ein Leben, dass dich wirklich erfüllt?


Dann nehme gerne an unserem kostenfreien Webinar am 31.01.2024 um 16:00 Uhr teil. Du hast hier die Möglichkeit, dich bei der Erstellung deiner Vision durch uns begleiten zu lassen und dich zudem – wenn du möchtest – in der Gruppe auszutauschen. In den kommenden Blogartikeln stellen wir dir vorbereitend kreative Möglichkeiten zur Verfügung, wie du deinen Werten näherkommen kannst und wie du Prioritäten setzt.


Herzliche Grüße, deine Katharina

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Was uns stark macht: Resilienz

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 21.12.2023

Im heutigen Artikel beschäftigen wir uns mit Aspekten, die unsere Resilienzfähigkeit stärken. Wie resilient wir sein können, ist abhängig von der Umgebung, in der wir uns befinden – diesen Punkt zu betonen, ist wichtig. Gleichzeitig haben wir viel Spielraum, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken. Unabhängig von den Herausforderungen, denen du begegnest, ist die gute Nachricht:


Resilienz ist nicht etwas, das wir „haben“ oder „nicht haben“. Resilient zu sein ist ein Prozess, den wir je nach Lebenssituation immer wieder anpassen und aktiv gestalten können. 


Der heutige Artikel möchte dir Anregungen bieten, wo du ansetzen kannst, um deine Resilienz aufzubauen.


Vielleicht ein schönes Vorhaben fürs neue Jahr? Absolut. An der Stelle aber ein kleiner Disclaimer: Zu Beginn des neuen Jahres scheint es von allen Seiten zu flüstern: „new year, new me“. Es kann toll und beflügelnd sein, das neue Jahr zu nutzen, um zu reflektieren, was du in deinem Leben haben willst und dir Ziele zu setzen.


Die Aufforderung zur Selbstoptimierung in geballter Form kann sich aber auch ganz schön unangenehm anfühlen.

Dem sind wir uns bewusst. Es kann aktuell deine größte Selbstfürsorge sein, dich von dem „Diktat“ der Neujahr-Aufforderungen möglichst freizumachen. 😊 

Resilienz im Fokus

Die promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin sowie Expertin im Bereich Resilienz Prof. Jutta Heller beschreibt, was resiliente Menschen ausmacht: Sie lassen schwierige Ereignisse nicht einfach an sich abprallen, aber fallen durch resilientes Verhalten nicht in ein tiefes Loch beziehungsweise schaffen es, nach einem Stressor schnell wieder in ihre alte Form zurückzufinden oder diese sogar zu „übertreffen“.1  In dem Zusammenhang kann man an den Begriff von posttraumatischem Wachstum denken, welchen die Wissenschaftlerin und Professorin in positiver Psychologie, Judith Mangelsdorf, untersucht hat. Sie definiert jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen Resilienz und posttraumatischen Wachstum: Die resiliente Reaktion eines Menschen ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Mensch nur kurzfristig und nicht in erheblichem Maße von einem belastenden Ereignis beeinflusst wird. Beim Phänomen des posttraumatischen Wachstums schließt an das belastende Ereignis eine lange Phase des Leidens sowie der Destabilisierung der psychischen Grundannahmen an. Diese Phase kann in einer Erweiterung der psychischen Ressourcen münden. Dieser Prozess findet in der resilienten Reaktion nicht oder nur in geringem Maße statt.2 Auch wenn wir in der resilienten Reaktion keine grundständige Neuordnung unseres Seins erleben, wachsen wir laut Prof. Jutta Heller im besten Fall an den uns begegnenden Herausforderungen. Die Resilienzforschung hat verschiedene Faktoren bestimmt, welche die Resilienz eines Menschen beeinflussen. Dabei werden Schutzfaktoren und Risikofaktoren unterschieden. Die Umschreibung der Faktoren geht auf die Entwicklungspsychologin Emmy Werner zurück.3 Sie umschrieb, dass Schutzfaktoren eine positive Lebensanpassung beziehungsweise die Bewältigung einer herausfordernden Situation begünstigen. Die Wissenschaft unterscheidet zwischen Ressourcen und Eigenschaften. Ressourcen umschreiben Aspekte einer förderlichen Umgebung, Eigenschaften beschreiben die individuellen Schutzfaktoren einer Person.4 Im vorliegenden Artikel konzentrieren wir uns auf die resilienzförderlichen personenzentrierten Faktoren. 

Die sieben Säulen der Resilienz

Ebenso wie wir eine Vielfältigkeit in der Definition von Resilienz vorfinden, setzt sich dies fort, wenn es um die Beschreibung der schützenden Eigenschaften geht. Es gibt eine Vielzahl an Modellen, welche Faktoren zusammenfassen, die eine resiliente Person ausmachen. Im Wesentlichen einigen sich die Modelle darin, dass die genannten Eigenschaften in drei Bereiche unterteilt werden können:


Interaktionale Fähigkeiten, kognitive Fähigkeiten und Aspekte emotionaler Stabilität.5


Ein bekanntes Modell ist das 7-Säulen-Modell von Ursula Nuber, welche folgende Elemente benennt, die die Resilienz einer Person positiv beeinflussen: 


  • Optimismus, 
  • Akzeptanz, 
  • Lösungsorientierung, 
  • Opferrolle verlassen, 
  • Verantwortung übernehmen, 
  • Netzwerkorientierung, 
  • Zukunftsplanung.6   


Eine Übersicht liefern auch die Forscher:innen Karen Reivich und Andrew Shatté, welche sieben Faktoren zusammengefasst haben, die einen hoch resilienten Menschen ausmachen7


  • Empathie: Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und auch die eigenen Gefühle einordnen zu können. 


  • Emotionsteuerung: Die eigenen Gefühle wahrnehmen, einordnen und über Strategien verfügen, mit den eigenen Emotionen umzugehen. 


  • Impulskontrolle: Menschen mit Impulskontrolle können Dinge zu Ende bringen und erreichen ihre Ziele, was in großer Zufriedenheit resultieren kann und geben nicht schnell auf. 


  • Selbstwirksamkeit: Selbstwirksame Menschen haben die Haltung, dass sie ihre Situation aktiv durch ihr Handeln beeinflussen können. 


  • Kausalanalyse: hiermit ist die Fähigkeit gemeint, ein Problem zeitlich und inhaltlich zu analysieren. Gründe für Erfolg und Misserfolg werden zutreffend eingeschätzt und die Gefahr, Fehler erneut zu begehen, wird verringert. 


  • Realistischer Optimismus: Bedeutet, dass ich die Realität treffend einschätzen kann und ein gesundes Maß an Risiko- und Problemeinschätzung habe. Prinzipiell habe ich die Gewissheit, dass sich Dinge zum Guten wenden können. 


  • Zielorientierung: Menschen mit Zielorientierung haben ein klares Bild davon, was sie erreichen möchten, und gehen die Schritte zu ihrem Ziel gelassen, aber konsequent an. 


Bei genauerer Betrachtung der sieben Faktoren, fällt auf, dass alle sieben in Verbindung stehen und einander bedingen. Empathie für sich selbst und andere kann dabei als grundlegende Basis für das Gelingen der anderen Kompetenzen angesehen werden. Zudem stellt sich die Frage: Wie können wir das Wissen, welches uns Resilienzmodelle liefern, in konkrete Handlungsschritte übersetzen?

 

Was hat Resilienz mit Coaching zu tun?

Theoretisches Wissen über Resilienzmodelle ist gut – aber wie kann jede:r Einzelne von uns konkret in die Umsetzung kommen?


Oftmals wissen wir rein kognitiv, was uns stressresilienter macht – aus vergangenen Lebenszeiten, in denen wir vielleicht andere Ressourcen und Bedingungen zur Verfügung hatten, als es gegenwärtig der Fall ist.


Im Strudel des Alltags verlieren wir uns aus den Augen und erzählen uns selbst im schlimmsten Fall die immer gleichen, negativen Geschichten über uns selbst.


Die Bewertung von Situationen bringen uns zu falschen Rückschlüssen und Fehleinschätzungen, die uns nicht weiterbringen und uns schwächen.


Welche Vorrausetzungen brauchen wir, um die sieben Faktoren ausbauen zu können?


Was ist passiert, was nehme ich aus einer Situation mit, was möchte ich wie in Zukunft angehen? Fragen, deren Beantwortung vor allem eins brauchen: Ungestörte Zeit. Und die ist in unserer Welt Mangelware. Irgendwas ist immer, lenkt uns ab oder fordert unsere Aufmerksamkeit.

Kann ich meine Stärken benennen? Ziehe ich bei Erfolg und Misserfolg die richtigen Schlüsse? Oft attribuieren wir Erfolg auf äußere Umstände oder Zufälle, Misserfolge auf uns selbst und unsere Unfähigkeit. Diese Gedankenmuster schwächen uns, laufen aber oft unbewusst ab.

Was will ich, was motiviert mich, wo will ich hin? Oft Fragen, die wir uns schwer beantworten können, da wir von Optionen nahezu überflutet werden oder im Alltag die Verbindung zu uns selbst verlieren. Selbstführung kann nicht wirklich stattfinden, wenn wir nicht wissen, wo wir überhaupt hinwollen.

Wir haben im Leben viel mit Familie oder langjährigen Kolleg:innen zu tun. Diese Menschen haben oft ein vorgefärbtes Bild von uns und dem, was wir können. Der Austausch ist davon geprägt und bietet mitunter keine frischen Impulse und Perspektiven.

Wie können wir in die Vorrausetzungen schaffen, die resiliente Verhaltensweisen? Eine Möglichkeit ist Coaching. Eine Coaching-Sitzung ist zunächst überhaupt die Bereitstellung von Zeit und Raum. Der/die Coach ist eine neutrale Person, die dir mittels Fragen und Übungen einen Perspektivwechsel ermöglicht und deine Stärken und Erfolge mit dir sichtbar macht. Du kriegst Bewusstheit über deine innere Wahrheit und kannst Entscheidungen für dich und dein Leben treffen, die dich nachhaltig zufrieden machen. Am Ende eines Coachingprozesses solltest du dich in den sieben Faktoren gestärkt fühlen, auch wenn der Hauptfokus je nach Auftrag natürlich mehr auf dem einen oder dem anderen Aspekt liegen kann. Es kann also gesagt werden, dass Coaching als Abkürzung hin zu resilienteren Verhaltensweisen verstanden werden kann und in Konsequenz eines Coachingprozesses deine Resilienz gestärkt wird.



Ausblick und Überraschung zum Jahresbeginn

Dieser Blogartikel wird die Artikelreihe 2023 schließen. Im kommenden Jahr wird unser Coaching-Team ein weiteres Format launchen:


Es wird Webinare🚀 zu verschiedenen Themen geben, an denen du live online teilnehmen kannst. Dabei wird es eine Mischung aus Impulsvorträgen zu bestimmten Themen und interaktiven Formaten geben.


Passend zum Resilienzfaktor Zielorientierung sowie Selbstwirksamkeit bieten wir im Januar das interaktive Mitmach-Format Deine Vision für 2024 an. Wir laden euch ein, mit uns eure Erfolge zu feiern, für euch zu entscheiden, was ihr 2024 in euer Leben einladen möchtet und was gehen darf. Am Ende gehst du mit deiner Jahresvision aus dem Webinar, wirst dich beflügelt und gestärkt fühlen – und ganz automatisch deine Resilienz verstärken.


Wir freuen uns sehr, wenn du dabei bist – Termine und weitere Infos veröffentlichen wir auf unseren Social Media-Kanälen und natürlich auch hier auf unserer Website. 


Das Coaching-Team der actifyX wünscht dir Feiertage nach deinem Geschmack: Ob nur mit dir, in Gesellschaft, mit Familie, Freund:innen, zu Hause oder unterwegs, leise oder eher laut. Wir freuen uns, wenn du uns als Leser:in auch 2024 begleitest. Wenn Du Themenwünsche hast – schick uns gerne eine Nachricht.


Fröhliche Weihnachten 🎄& einen guten Start 🚀 ins neue Jahr! 

Quellen:

[1] Artikel von Prof.Dr. Jutta Heller https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/definition-individuelle-resilienz/ (aufgerufen am 20.12.2023)

[2] Mangelsdorf, J. Posttraumatisches Wachstum. Z Psychodrama Soziom 19, 21–33 (2020). https://doi.org/10.1007/s11620-020-00525-5

[3] Thun-Hohenstein, L., Lampert, K. & Altendorfer-Kling, U. Resilienz – Geschichte, Modelle und Anwendung. Z Psychodrama Soziom 19, 7–20 (2020).

[4] Fergus, S., & Zimmerman, M. (2005). Adolescent resilience: a framwork for understanding healthy development in the face of risk. Ann Rev Publich Health, 26, 399–419.

[5] Blogartikel von Sebastian Mauritz, https://www.resilienz-akademie.com/resilienzmodelle-im-vergleich/ (augerufen am 20.12.2023)

[6] Blogartikel von Juliane Vogler https://www.psymag.de/16184/stressresistenter-sieben-saeulen-resilienz/ (augerufen am 20.12.2023)

[7] Blogartikel von Dr.Denis Mourlane https://www.business-wissen.de/artikel/resilienz-7-resilienzfaktoren-widerstandsfaehiger-menschen/ (aufgerufen am 20.12.2023)

Was ist Resilienz?

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 14.12.2023

Wir befinden uns mitten im Dezember, in zehn Tagen ist Weihnachten – und bei der actifyX beschäftigen wir uns im großen Themenmonat auf dem Blog und in unserem Adventskalender mit dem Thema Resilienz.


Gerade in der stressigen Vorweihnachtszeit, wünschen sich viele den Aus-Knopf für Stress und den An-Knopf für Entspannung. In unserem letzten Artikel haben wir uns bereits mit einigen Ideen beschäftigt, um Stress am Arbeitsplatz oder im Privatleben zu reduzieren. Der Umgang mit Stress ist nicht nur in der Zeit rund um Weihnachten relevant. Stressbedingte Erkrankungen nehmen stetig zu.


Unter unseren Coachings findest du ebenfalls eines, welches sich im Schwerpunkt um das Thema Resilienz beschäftigt. Aber – was bedeutet der Begriff überhaupt genau? Und hat Resilienz immer mit Entspannung zu tun? Woher kommt der Begriff und welche Forschungen haben ihn geprägt? Diesen Fragen möchten wir uns im heutigen Artikel annähern.

 

Resilienz – ein Definitionsversuch

Bei dem Versuch, Resilienz zu definieren, begegnen wir einer großen Vielschichtigkeit des Begriffes. Gibt man den Begriff in die gängige Suchmaschine ein, findet man unzählige Beschreibungen, was unter Resilienz zu verstehen ist. Sebastian Mauritz, Buchautor und Experte im Bereich Resilienz, fasst zusammen, dass es nicht die eine Definition für Resilienz gibt.Er nennt verschiedene Resilienz-Beschreibungen, aus denen wir einige Kernaussagen zusammengefasst haben:


  • Resilienz beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, seine mentale und physische Gesundheit aufrechtzuerhalten und nach stressigen Erlebnissen wiederherzustellen.


  • Eine resiliente Person besitzt Kompetenzen, die sie befähigen, mit Problemen umzugehen und Lösungen zu finden. Die Person verharrt nicht in dysfunktionalen Verhaltens- und Gedankenmustern.


  • Resilienz ist nicht statisch, sondern ein dynamischer Prozess, in welchem ein Individuum auf vorhandene Ressourcen im Umgang mit Stress und Trauma zurückgreift. Zudem werden neue Strategien entwickelt, mit negativen Ereignissen positiv umzugehen.


  • Eine Person kann als resilient beschrieben werden, aber auch ein System oder eine Organisation kann als resilient gelten, wenn eine Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Stressoren vorhanden ist.


Ein sehr spannendes Zitat liefert zu dem Thema Sarah Boyd:


„Von einem bewegenden Ereignis emotional nicht berührt zu sein, ist keine Resilienz – das ist Dissoziation.“ 2


Demnach bedeutet resilient sein nicht, Gefühle wegzudrücken oder gegenüber schwierigen Erlebnissen äußerlich gleichgültig zu erscheinen. Es bedeutet viel mehr, Gefühle zuzulassen und anzuerkennen, um dann im Nachgang einen konstruktiven Umgang mit dem Erlebten zu finden. Eine kurze Zusammenfassung liefert uns Mauritz:


„Resilienz ist die Fähigkeit, flexibel mit Stress umzugehen und somit Probleme und Krisen unbeschadet zu überstehen.“ 3 

 

Der Ursprung der Resilienz

Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit der Frage, welche Faktoren unsere mentale Gesundheit positiv oder negativ beeinflussen. Die Ersterwähnung des Begriffs wird dem Psychologie-Professor Jakob „Jack“ Block zugeschrieben.  Dieser forschte in einer Langzeitstudie erstmals zur Resilienz bei Kleinkindern. Hierzu beobachtete er Kinder unter anderem in Bezug auf ihre Fähigkeiten im Umgang mit Stress. Er beschrieb, das resiliente Kinder von ihren Kindergärtner:innen als empathischer, emotional situationsangepasster sowie neugierig, weniger ängstlich, sich selbst akzeptierend, kreativer und weniger Rückversicherung benötigend beschrieben wurden. Einen grundlegenden Beitrag zur Resilienzforschung sowie zur Einführung des Begriffs in die Psychologie leistete die amerikanische Forscherin Emmy Werner. Sie untersuchte über Jahrzehnte eine Geburtskohorte der Insel Kauai. 1989 veröffentlichte sie ihre Arbeit, in welcher sie eine Gruppe von Kindern beschrieb, welche es im Vergleich zu anderen Kindern, die ähnliche Belastungen erlebt haben, geschafft hatten, ein zufriedenes, erfolgreiches und glückliches Leben zu führen. Parallel zu Werner untersuchte Anton Antonovsky den psychischen und physischen Zustand von Frauen, welche ein Konzentrationslager überlebt hatten. In seiner Studie fand er einen Anteil von 30% der Frauen, die trotz der gemachten Erfahrung gesund waren. Diese Beobachtung ließen ihn die Frage stellen, welche Ressourcen und Faktoren dazu geführt hatten. Infolge seiner Untersuchungen entwickelte er sein Modell der Salutogenese, welches als Modell die Entstehung von Gesundheit beschreibt.6

Grenzen der individualisierten Resilienz

Die Autoren Ottomeyer und Redemann haben 2017 den Band „Fit für die Katastrophe? Kritische Anmerkungen zum Resilienzdiskurs im aktuellen Krisenmanagement“ herausgebracht. In dem Band teilen verschiedene Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen der Psychologie, Sicherheitspolitik, Ökologie, Migrationsforschung, Psychologie und humanitären Hilfe ihre Perspektive auf die aktuelle Nutzung und Entwicklung des Resilienzkonstruktes.


Sie warnen davor, Resilienz als Allheilmittel für alle Probleme und Krisen der heutigen Welt zu verwässern. In ihrer Buchbeschreibung heißt es:


„Zunehmend wird das Resilienzkonzept jedoch zur paradoxen Rechtfertigung, um den Blick von den Ursachen der Krisen abzuwenden und gesellschaftliche Verantwortung in die Sphäre des Privaten abzudrängen.“ 7


Während die Idee und Erforschung der Resilienz wichtige Beiträge im Hinblick auf den Erhalt von Gesundheit geliefert hat, darf der Aufbau von Resilienz des Einzelnen nicht als Ablenkung von den Ursachen gesellschaftlicher Missstände genutzt werden.

Was bedeutet diese Perspektive für die Arbeit mit Resilienz im Kontext von Coaching oder Training?

Wir bewegen uns als Coaches und Coachees beim individuellen Aufbau von Resilienz in einem Spannungsfeld. Symptome, welchen Krankheitswert zugeschrieben wird oder die unsere Funktionalität einschränken, können als gesunde Reaktion auf ein krankendes System betrachtet werden.  


Der Wunsch nach einer Veränderung im System ist groß und in vielen Bereichen auch notwendig. Die Grenzen der individuellen Resilienzfähigkeit anzuerkennen und Symptome von Erschöpfung, Ängsten oder Burn-out-Phänomenen zu würdigen, kann Teil des Prozesses sein, die Resilienzfähigkeit zu stärken.

 

Beides steht nicht im Widerspruch. Diese Umstände im Hinterkopf zu haben, kann ein Coaching im Bereich Resilienz mit einer systemischen Perspektive verbinden. 

VUCA und SSEE: Zwischen den Welten 

Wieso ist Resilienz in der Arbeitswelt wichtig? Stressbedingte Zustände, die in Fehltagen resultieren, nehmen stetig zu. So vermelden Krankenkassen wie die Kaufmännische Krankenkasse einen Zuwachs im Bereich der psychischen Erkrankungen im Jahr 2022 um 16 %. Vorreiter waren die Diagnosen depressiver Episoden, Depressionen und Anpassungsstörungen.8  


Als Ursache benannte die KKH die Folgen der Pandemie sowie des Ukraine-Krieges. Chronische Erschöpfung, Angststörungen und somatoforme Störungen verursachten laut Aussage der KKH Ausfälle in der Arbeitnehmerschaft. Dabei zeigte sich, dass in der männlich gelesene Versichertengruppe der Anstieg psychischer Erkrankungen höher war als in der weiblich gelesenen Gruppe.


Männlich gelesene Personen haben mehr unter dem Wegfall sozialer Aktivitäten und Bewegungsmangel gelitten, weiblich gelesene Personen gaben als große Belastung den Spagat zwischen Erwerbsarbeit und Carearbeit an (ein Problem, das schon vor der Pandemie bestand).


Auch wenn die Zahlen mit dem Post - Zustand der Pandemie assoziiert sind, tragen wir die Folgen weiterhin. Neben dem aktuellen Weltgeschehen befinden wir uns im digitalisierten Zeitalter, deren Merkmale mittels des VUCA-Modells beschrieben werden. Das Akronym steht für:


  • volatile (unberechenbar/ flüchtig)
  • uncertain (unsicher/ ungewiss)
  • complex (komplex, vielschichtig)
  • ambiguous (mehrdeutig, unklar, widersprüchlich)

Diese Aspekte werden insbesondere genutzt, um die Belastungsfaktoren unserer modernen Businesswelt zusammenzufassen. Die genannten Faktoren führen zu Stress und Unsicherheit bei Mitarbeiter:innen sowie ganzen Organisationen.


An der Stelle stellt sich die Frage, was die jetzige Zeit für uns so viel herausfordernder macht als frühere Zeiten. Mit Herausforderungen wurde die Menschheit schon immer konfrontiert, neu ist die Komplexität und Schnelllebigkeit. Als Gegenentwurf zur VUCA-Welt haben Gabriele Amann und Martin Ciesielski den Begriff der SSEE-Welt entwickelt. Die Buchstaben stehen für:


  • stable (stabil)
  • secure (sicher)
  • easy (einfach)
  • explicit (eindeutig)


Mauritz beschreibt Resilienz als das, was zwischen VUCA und SSEE passiert. Laut ihm sind beide „Welten zu jederzeit, also auch in krisenhaften Zuständen, vorhanden. Resilient sein bedeutet, sich zwischen den Welten flexibel bewegen zu können.


Hierzu sind Fähigkeiten der Anpassung, Adaptivität  und Regulation nötig. Mauritz benennt, dass Resilienz nicht ausschließlich mit Entspannung gleichgesetzt werden kann. Vielmehr ist Resilienz die Kompetenz, sich auch aktivieren zu können und Anspannung zu einem gewissen Grad standzuhalten. Für den Erhalt der eigenen Gesundheit ist es wichtig, fähig zu sein, zwischen Phasen der Anspannung und Entspannung wechseln zu können.9 


In der kommenden Woche stellen wir Euch Modelle sowie Schutzfaktoren vor, welche positiven Einfluss auf deine Resilienz nehmen. Wir freuen uns, wenn ihr dabei seid und mehr zum Thema erfahren möchtet.


Du willst tiefer eintauchen und interessierst dich für ein Coaching? Kontaktiere uns gerne und nimm unsere unverbindliche sowie kostenfreie Beratung  zu unseren Coachingangeboten in Anspruch. 

Quellen:

1 Blogeintrag von Sebastian Mauritz https://www.resilienz-akademie.com/resilienz/ (aufgerufen am 12.12.2023)

2 Offizielle Homepage von Sarah Boyd https://www.resilientlittlehearts.com/blog/ (aufgerufen am 14.12.2023)

3 Blogeintrag der Resilienz-Akademie https://www.resilienz-akademie.com/die-geschichte-der-resilienz/ (aufgerufen am 13.12.2023)

4 Thun-Hohenstein, L., Lampert, K. & Altendorfer-Kling, U. Resilienz – Geschichte, Modelle und Anwendung. Z Psychodrama Soziom 19, 7–20 (2020).

5 Werner, E. E. (1989). A longitudinal study from birth to 32 years. Am J Orthopsychiatry, 59(1), 72–81.

6 Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt.

7 https://www.psychosozial-verlag.de/2670 (zuletzt aufgerufen am 13.12.2023)

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141288/nachrichten/nachrichten/141161 (aufgerufen am 13.12.2023)

Siehe Fußnote 1

Den Überblick behalten

WAS UNS DER WINTER ÜBER RESILIENZ AM ARBEITSPLATZ BEIBRINGEN KANN

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 07.12.2023

Der Letzte Monat des Jahres 2023 ist angebrochen – und zeitgleich unser actifyXperience - Adventskalender, der 24 Türchen mit Tipps und Inspirationen zum Thema Resilienz für dich bereithält.


In wenigen Wochen ist Weihnachten, für viele Menschen eines der wichtigsten Feste im Jahr, das im Kreis von Familie und Freunden gefeiert wird. Neben aller Gemütlichkeit, welche die kalte Jahreszeit mit sich bringt, ist der Winter und im Besonderen die Vorweihnachtszeit für viele mit einigen Herausforderungen verbunden.


Draußen ist es frostig und früher dunkel, was Einigen zu schaffen macht. Mitunter sogar so weit, dass Personen anfälliger sind, im Winter depressive Episoden zu erleben. Manche von uns setzen für sich zudem hohe Maßstäbe, eine „perfekte“ Vorweihnachtszeit zu gestalten.


Dazu gehört selbstredend ein harmonisches, bilderbuchartiges Weihnachtsfest. Aber vermeintliche oder reale Erwartungen in der Weihnachtszeit erfüllen zu wollen, kann das Stresslevel in die Höhe treiben. Geschenke wollen besorgt, Weihnachtsfeiern besucht, Einladungen verschickt und Plätzchen gebacken werden.


Es ist ein Dilemma: Wir wollen zum einen die entspannten Momente, die uns in der Werbung als nahezu magisch präsentiert werden. Auf der anderen Seite hecheln wir durch unseren Alltag, und fühlen uns am Ende schlecht, weil wir so gehetzt sind. Resilienz ist ein Begriff, der die psychische und physische Widerstandsfähigkeit eines Menschen beschreibt. Diese Fähigkeit wünschen wir uns gerade in turbulenten Zeiten ganz besonders.


Die gute Nachricht ist, dass Resilienz nicht angeboren oder völlig willkürlich verteilt ist. Es gibt viele Strategien, um die eigene Resilienz zu stärken. Der Blog wird sich im Dezember mit den verschiedenen Säulen der Resilienz beschäftigen, die wir uns gezielt aufbauen können, wenn wir etwas für das „Immunsystem der Seele“ tun wollen. Aber wie sollen wir uns in all dem Trubel jetzt auch noch mit Resilienz beschäftigen? 


Die Natur als Vorbild

Kann das nicht bis ins neue Jahr warten? Natürlich, aber die gegenwärtige Zeit bietet sich hervorragend an. Nur auf eine etwas andere Art, als du vielleicht vermutest.


Zunächst einmal ein kleines Gedankenspiel: denke einmal an die Natur und die Begebenheiten der winterlichen Jahreszeit. Wenn wir die Tier- und Pflanzenwelt beobachten, sehen wir: Tiere igeln sich ein, manche machen Winterschlaf, manche leben von ihren Vorräten oder kommen mit dem kargeren Nahrungsangebot zurecht. Die meisten Tiere versuchen, energiesparend über die Monate zu kommen. Kein Tier wird sich denken: Ach herrje, jetzt im Winter, da sollte ich aber genauso energetisch sein wie im Sommer. Im Winter herrscht nicht die Fülle der Sommerzeit oder der Aufschwung des Frühlings, auch die Erntezeit des Herbstes ist vorüber. Viele Bäume haben ihre Blätter komplett abgeworfen, Pflanzen verlieren ihre Blüten und ziehen sich in die Erde zurück. Durch Schnee und Eis ist alles stiller, fester, Wasser hat seine Form von fließend zu ruhend eingenommen. Die Natur scheint eine Pause einzulegen. Eine Pause, in der sie regeneriert, in der sie Platz macht für Neues und Altes bewahrt. In der sie innehält. Ist es vor dem Hintergrund nicht fast ein bisschen irre, dass für uns der Dezember häufig mit einer der anstrengendsten und dichtesten Monate im Jahr ist?


Neben den sozialen Verpflichtungen bricht auch im Arbeitsleben oft die Idee aus, „dieses und jenes noch vor Jahresende“ fertig zu bekommen. Weihnachten soll möglichst mit dem befriedigenden Gefühl von „alles erledigt“ stattfinden.


Auch, wenn es uns unser Alltag schnell vergessen lässt: Wir sind – wie alles Leben um uns herum - zyklische Wesen. Wesen, die nicht dafür gemacht sind, 365 Tage im Jahr in voller Produktivität zu leben. Wesen, die vom Rhythmus der Jahreszeiten sowie den zyklischen Abläufen in unseren Körpern beeinflusst werden. Fast schon absurd erscheint da die Idee, dass wir immer und jederzeit gleichbleibend Energie zur Verfügung haben können. Inspiriert von der Natur und der Qualität der Jahreszeit Winter, soll der heutige Artikel im Zeichen der Langsamkeit und des Bedachts stehen: Bevor wir etwas „dazutun“ in Form von Wissen und Ausprobieren, soll der erste Artikel in diesem Dezember dich zu folgender Idee anregen:


Was kannst du weglassen? 

Deine Not-to-do-Liste

Wenn du den Gedanken vom Weglassen ein wenig sacken lässt, kann er dir richtig Freude bringen. Besonders viel Spaß kann das Schreiben einer Not-to-do-Liste machen.


Hierzu beobachtest du aufmerksam deinen beruflichen und privaten Alltag und fragst dich, welche Konsequenz es haben würde, wenn du eine Aufgabe weglässt oder abgibst.


Zugegebenermaßen gibt es einige Aufgaben, die uns stressen, die aber erledigt werden müssen und nicht abgegeben werden können. Aber gerade in der stressigen Vorweihnachtszeit tendieren wir dazu, uns zu viel vorzunehmen und nicht mehr gesunde Prioritäten zu setzen. Negativer Stress, der zu Kopfschmerzen, Erschöpfung und Emotionsausbrüchen führt, entsteht häufig durch ein „zu viel“.


Ein zu viel an Aufgaben, die wir nicht gerne tun. Von denen wir denken, dass wir keine Wahl haben, außer sie zu erledigen. Oder ein zu viel im Sinne von der schieren Masse: an Projekten und Meetings, schnell gemachten Zusagen und Interaktionen, sodass wir am Ende völlig überflutet sind von den Ereignissen.


Schreibe dir also Aufgaben und Verabredungen, oder die du nicht mehr tun willst, auf deine Not-to-do-Liste. Wunderbar kannst du auch Verhaltensweisen oder Gedankenmuster dazupacken, die du nicht mehr haben willst. Hake die Liste genauso ab, wenn du erfolgreich im Weglassen warst.


Aus der Winterzeit lernen

Unsere eigenen Kapazitäten und Grenzen einschätzen zu können, ist im Übrigen das gesamte Jahr über eine Fähigkeit, die vor allem im Job sehr wertvoll ist.


Wenn du deine Arbeit dauerhaft gesund, in guter Qualität und ohne übermäßige Überstunden erledigen möchtest, kann Reduktion auf das Wesentliche hilfreich sein.


Wenn du dazu neigst, dich nicht nur im Dezember zu überfordern, kannst du regelmäßig reflektieren, ob du zu viele Aufgaben bei dir hast.

Hier sind 4 Quicktipps...

die hilfreich sein können (mit kleinen Weihnachtsbeispielen 🎄😊):

Was ist wirklich wichtig? Welche Aufgaben bringen welchen Effekt im Ergebnis? Welche Meetings gestalten wir und können die Personen, die daran teilnehmen, auch wirklich etwas zum Thema beisteuern? Welche Unternehmensziele verfolgen wir? Die Prioritäten und Ziele deiner persönlichen Arbeit als auch die deiner Firma zu kennen, ist sehr wichtig.


Weihnachtstipp 🎁

Setze drei Punkte fest, die unbedingt zu deinem Weihnachtsfest dazugehören. Ein geschmückter Baum, eine Kerze auf dem Tisch und ein Geschenk pro eingeladene Person beispielsweise. Alles andere (Farbe des Geschirrs, welcher Kerzenhalter, welche Schleifenart die Geschenke ziert, ob das Essen komplett selbstgemacht oder vom Catering kommt) sind Dinge, die du je nach Kapazitäten und Lust gestalten kannst. 

Viele berufliche Verpflichtungen müssen erledigt werden, unabhängig davon, ob wir die Tätigkeiten mögen oder nicht. In der Regel seid ihr aber nicht alleine verantwortlich. Meistens hast du ein Team, das mit dir an den Unternehmenszielen arbeitet. In jeder Firma gibt es immer wieder einmal Zeiten, in denen es mehr zu tun gibt. Wenn du aber prinzipiell zu viele Aufgaben bei dir hast, die du in deiner Arbeitszeit nicht schaffst, dann gehe offen in die Kommunikation. Gehe mit deiner Führungskraft ins Gespräch, wenn du dauerhaft überlastet bist. Sie kann dich unterstützen, mit Kolleg:innen zu besprechen, wer welche Aufgaben hat und wer Aufgaben kurz- oder langfristig übernehmen kann. Besonders effektiv arbeitet ihr, wenn ihr die Aufgaben stärkenbasiert verteilt.


Eine schöne Weihnachtsübung 🌟

Schreibt doch mal für euch gegenseitig auf, wer was besonders gut kann und woran ihr das merkt. Weihnachtstipp: Schreibe alle Aufgaben auf, die rund um das Fest anfallen. Wer kann bei euch was erledigen? Kann dein:e Partner:in Aufgaben übernehmen? Deine Kinder? Welche Aufgaben sind für wen leichter oder eher schwerer zu erledigen?

Wenn Kolleg:innen mit einer Aufgabe auf dich zukommen, musst du nicht sofort zusagen. Es ist eine wertvolle Kompetenz, wenn du deine eigenen Kapazitäten einschätzen lernst und dann entscheidest, ob du eine weitere Aufgabe annehmen kannst. Falls nicht: Du kannst dir Sätze zurechtlegen, mit denen du höflich, aber bestimmt absagen kannst. Oder du verweist darauf, die Aufgabe zu übernehmen, sobald du mehr Luft hast.


Weinachtstipp 🎄

Du darfst für dich überprüfen, welche Verpflichtungen du in der Weihnachtszeit annehmen möchtest. Es stresst dich, alle Verwandten an Weihnachten nacheinander zu besuchen? Überlege, ob es eine andere Möglichkeit gibt. Der Besuch deiner Familie in den eigenen vier Wänden macht dir schon Tage vorher Bauchschmerzen? Vielleicht geht ihr dieses Jahr ins Restaurant.

Wenn Du sehr perfektionistisch an Aufgaben und ihre Erledigung rangehst, kennst du vielleicht den inneren Druck, eine Aufgabe als fertig anzusehen. Viele Prozesse sind so strukturiert, dass man an vielen Stellen „noch einen draufsetzen“ kann. Da kann dir folgender Tipp helfen: Setze dir vor der Umsetzung einer Aufgabe eine Definition, wann du sie als „erledigt“ einstufst. Im Arbeitskontext kann es auch für euch als Team hilfreich sein, wenn ihr für bestimmte Aufgaben festlegt, wann sie als fertig gelten. Somit lauft ihr nicht Gefahr, euch zu verheddern – und habt dennoch einen gemeinsamen Qualitätsanspruch sichergestellt.


Weihnachtstipp ☃️

Manche machen sich großen Stress mit den alljährlichen Geschenke-Besorgungen. Eine Definition of Done kann hier so aussehen: Du legst für deine Familie fest, dass die Qualität des Schenkens nicht in der Masse liegt, sondern darin, ob der oder die Beschenkte die Wertschätzung spürt, die hinter dem Geschenk steckt. Die Geschenke-Mission ist erfüllt, wenn jeder in der Familie ein Geschenk in der Hand hält, dass das jeweilige Familienmitglied auspacken kann. Möglich wäre auch, festzulegen, dass die Erwachsenen einer Familie sich gemeinsame Zeit schenken und die Kinder ein Geschenk von je einem Großelternpaar und den Eltern bekommen.

Fazit

Wir hoffen, dass dir unser heutiger Artikel mit Ideen zu mehr Reduktion von Stressoren im Alltag gefallen hat. Der Dezember steht hier im Blog ganz im Zeichen von Resilienz.


Sich selbst nicht konstant zu überfordern, ist ein wichtiger Teil resilienter Verhaltensweisen.


Entdecke die kommenden Wochen mit uns, was du tun kannst, um das Immunsystem deiner Seele zu stärken. Folge uns dazu auf LinkedIn oder Instagram, wenn du tägliche Inspirationen zum Thema erhalten möchtest.


Wenn du dir gezielte Unterstützung wünschst, informiere dich gerne über unser umfangreiches Coaching-Angebot.

 

Eine Personalerin erzählt: Der Berufseinstieg

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 30.11.2023

Heute gibt es auf dem Blog ein etwas anderes Format – ein Interview mit Personalreferentin Isabelle Engelhardt, die bei 4initia GmbH in Berlin tätig ist.


Wir haben uns mit Isabelle unterhalten, welche Erfahrungen sie bei der Einstellung und Begleitung von Berufseinsteigenden gemacht hat.


Sie teilt ihre Perspektive und gibt viele hilfreiche Tipps zum Thema Bewerbung und Ankommen im Unternehmen nach Ausbildung oder Studium. Wir freuen uns, dass wir sie als Interviewpartnerin gewinnen konnten und wünschen dir viel Inspiration beim Lesen. 

Liebe Isabelle, schön, dass du bei uns bist und wir dir heute ein paar Fragen rund um das Thema Berufseinstieg stellen dürfen. Zu Beginn interessiert uns natürlich, was genau 4initia als Firma anbietet.

Vielen Dank auch für die Einladung. Wir sind als Unternehmen seit fast 12 Jahren im Bereich der erneuerbaren Energien tätig. Wir bieten verschiedene Dienstleistungen an, unter anderem die Planung von neuen Windenergieanlagen oder Photovoltaikparks. Weiterhin bieten wir mit der Betriebsführung die Überwachung von bestehenden Windanlagen an, sodass fortlaufend überwacht wird, ob die Anlagen Energie produzieren. Darüber hinaus bieten wir durch unsere Finanzabteilung die Durchführung von Transaktionen sowie Akquise an. Das bedeutet, dass die Teammitglieder Verkauf eines Wind- oder Photovoltaikparks begleiten und neue Inverstor:innen akquirieren, die in entsprechende Parks investieren möchten. 


Welche Berufsgruppen bewerben sich bei euch? Wen sucht ihr?

Die Branche der erneuerbaren Energien ist sehr jung, das heißt wir reden von etwa 20 Jahren, in denen sich dieser Bereich sukzessive etabliert hat. Abgesehen davon, dass aktuell generell ein Arbeitnehmer:innenmangel herrscht, hat die Branche das Thema, dass wir Seniors beziehungsweise Teammitglieder mit Berufserfahrung suchen, die jedoch aufgrund der Entwicklung nicht wie Sand am Meer vorhanden sind. Wir interessieren uns deshalb bei den Seniors mehr für die praktische Erfahrungen in unseren Bereichen mitbringen und gar nicht unbedingt für einen bestimmten Studienabschluss. Prinzipiell haben unsere Teammitglieder ganz unterschiedliche Backgrounds: Viele haben Ingenieurswissenschaften studiert, aber auch Landschaftsplaner:innen und Geograf:innen arbeiten bei uns. Da die Jobs bei uns sehr vielfältig sind, haben wir viele verschiedene Abschlüsse bei uns vertreten. 

Das ist sehr interessant. Uns geht es ja heute in unserem Gespräch um genau diese Gruppe: Um Absolvent:innen, die von der Uni kommen und bei Euch ihren ersten „richtigen Job“ beginnen. Was sind deine Erfahrungen, mit welchen Themen kommen Berufseinsteiger:innen bei Euch an?

Eine häufige Aussage von Absolvent:innen, die im fortgeschrittenen Einstellungsprozess stehen oder Studierende, die ein Praktikum absolvieren wollen, ist: 


„Ich kann eure Anforderungen doch gar nicht erfüllen.“ 


Wir versuchen, schon in unseren Stellenausschreibungen deutlich zu machen, dass die genannten Punkte fast alle keine Grundvorrausetzungen sind und dass man bei uns wahnsinnig viel lernen kann. Wir nehmen uns viel Zeit, unseren neuen Mitarbeitenden alles zu zeigen. Dazu zählen die Programme, mit denen wir arbeiten, unsere Strukturen und unser Verständnis von Qualität. Das bringen wir in den ersten Monaten oder sogar eigentlich im ersten Jahr alles bei. Uns ist sehr bewusst, dass man diesen Job nicht im Studium lernt und wir investieren daher viel Zeit in die Einarbeitung. Oft und gerne stellen wir Studierende, die zum Praktikum kommen, im Anschluss als Werkstudierende oder als Berufseinsteiger:innen ein. Wir haben schon oft Teammitglieder eingestellt, die ziemlich schnell Kundenkontakt hatten, weil sie das selbst wollten, und dafür ein gutes Händchen haben und entsprechend schnell Verantwortung übernehmen wollten. Aber ja, die größte Sorge, die ich mitbekomme, ist bei Einsteigern der Glaubenssatz, dass sie schon alles können müssen. 

 

Häufig wird in Stellenanzeigen praktische Erfahrung erwähnt. Du hast grad erzählt, dass ihr auch gerne Praktikant:innen einstellt. Was würdest Du Personen raten, die beispielsweise Nebenjobs gemacht haben, die nicht fachrelevant waren? Wenn man sich nicht leisten konnte, Praktika zu machen? Wenn ich jetzt beispielweise während des Studiums gekellnert habe, kann ich das für meine Bewerbung nutzen oder sollte ich das lieber unerwähnt lassen?

Für uns ist die Vergangenheit einer sich bewerbenden Person tatsächlich nicht so relevant. Wir haben beispielsweise eine Projektmanagerin eingestellt, die zwölf Jahre ein Restaurant geleitet und sich im Fernstudium fachlich passend weitergebildet hat. Und sie hat aufgrund dieser Erfahrung schon Management-Erfahrungen mitgebracht. Sie hat uns gezeigt, dass sie durch ihren Hintergrund grundlegende Fähigkeiten mitbringt, welche für die Position wichtig sind. Eine Teamleitung bei uns hat Sprachen und Business studiert und hat sich über verschiedene Jobs in den Bereich eingearbeitet. Das fachliche Wissen und die spezifische Erfahrung kommen in der Regel on the job. Etwas über die verschiedenen Jobs, die eine Person schon gemacht hat, zu erfahren, sagt definitiv etwas aus. Gerade dein Beispiel des Kellnerns verweist auf die Erfahrung mit unterschiedlichen Informationen und Ansprüchen, die teilweise akut und zeitgleich anfallen, umgehen zu können. Das soll natürlich nicht heißen, dass man immer Berufserfahrung mitbringen muss, wenn man sich auf ein Praktikum oder eine Juniorenstelle bewirbt. Irgendwann muss man ja erstmal starten.

Wenn ich so zurückdenke, als ich nach meinem Studium auf Jobsuche war und Stellenanzeigen gelesen habe, habe ich auch oft gedacht: „Puh, also von dem, was da gefordert wird, kann ich ja gefühlt wenig bis gar nichts.“ Was ist da deine Einschätzung, wenn ich als Absolvent:in Stellenanzeigen durchforste, was sind da Sachen, wo du sagst, das müssen die Bewerber:innen mitbringen? Wie kann ich mich da orientieren?

Das Anforderungsprofil einer Stellenanzeige ist in der Regel nach Prioritäten sortiert. Ganz oben stehen die entsprechenden Abschlüsse, die für die Position erforderlich sind. Nach unten sortieren sich dann die weniger relevanten Punkte. Es gibt Formulierungen wie „wünschenswert“ oder „idealerweise“, das weist darauf hin, dass dieser Punkt nicht annährend ein K.O. – Kriterium ist. Zum Thema Abschlüsse kann ich sagen: Inzwischen ist kaum noch zu überblicken  welche speziellen Studiengänge es gibt. Beispielweise gibt es im Ingenieurwesen unendlich viele Masterstudiengänge und jährlich kommen neue hinzu. Das bedeutet insbesondere, dass die Personalabteilung gar nicht auf dem Schirm haben kann, welche Studiengänge angeboten werden. Daher schreiben Firmen häufig „oder vergleichbarer Abschluss“ am Ende der Auflistung. Daher würde ich als Bewerber:in keine Scheu haben, wenn ich ein Fach studiert habe, das nicht direkt genannt wird. Weiterhin gibt es in Stellenanzeigen sehr überwältigend wirkende Anforderungen, neben den fachlichen Anforderungen werden noch etliche persönliche Skills aufgelistet, die in der Masse manchmal sehr irreal sind. Einen Blickwechsel vorzunehmen und Stellenausschreibungen so zu lesen, welche Persönlichkeit und Fähigkeiten sich ein Unternehmen langfristig auf dieser Position vorstellt und in welche Richtung sich die Teammitglieder entwickeln dürfen, könnte den Druck enorm rausnehmen. Wir sehen oft in den Bewerbungsgesprächen, dass wir da jemanden mit wahnsinnig viel Potenzial vor uns sitzen haben. Manche Teamleitungen nutzen den Term „ungeschliffener Diamant“ nach den Gesprächen. Und ich finde, das trifft es gut. Wenn eine Person menschlich zu uns passt, Motivation mitbringt und deutlich wird, dass die Person wirklich was lernen will und interessiert ist an dem was wir machen, dann merken wir, dass das ein guter Fit ist.

Sagen wir, eine Person hat die Hürde der Bewerbung genommen. Wie fallen dir dann Absolvent:innen im Bewerbungsgespräch besonders positiv auf und was sind No-gos?

Ich habe in meinem Leben schon einige Bewerbungsgespräche mitgemacht, auf beiden Seiten. Als Bewerberin habe ich erlebt, dass man insbesondere nach einigen Recherchen im Internet vor so einem Gespräch ganz schön gestresst sein kann. Die ganzen Fragen, die im Internet vorgestellt werden, die typischerweise in Einstellungsgesprächen gestellt werden – das  kann die Hoffnung auf ein angenehmes Gespräch auf Augenhöhe enorm schmälern.

Was sind meine Stärken oder Schwächen, das beantwortet keiner gerne, schon gar nicht fremden Menschen. Uns ist es von daher wichtig, dass wir ein harmonisches Gespräch führen können, sodass bestenfalls der Bewerbende nicht krampfhaft versucht, die Person zu sein, welche das Unternehmen vermeintlich einstellen will. Sondern dass beide Seiten sich so zeigen können, wie sie sind, und beide Seiten anschließend gucken können: Passt der Job bzw. der Bewerbende eigentlich zu mir oder zu uns? Bewerbern empfehle ich, die Sichtweise auch mal umzudrehen und sich selbst zu fragen: passt die Stelle wirklich zu mir und habe ich mich im Kontakt mit dem Unternehmen eigentlich wohlgefühlt? Kann ich mir die Tätigkeiten überhaupt vorstellen? Ich persönlich kann mich da an meine eigenen Bewerbungsgespräche als Bewerberin erinnern, dass ich aus Gesprächen gegangen bin und gerne Erfolg bei dem Gespräch haben wollte, aber eigentlich habe ich mich auf der Position und/oder in der Firma gar nicht gesehen. Was das Unternehmen vermittelt hat, hat gar nicht mit meinen Werten harmoniert. Zum Thema No-go kann ich zusammenfassend sagen: Sich verstellen, nur darauf achten, was mein Gegenüber wohl hören will, das kommt zumindest bei uns nicht sonderlich gut an. Natürlich kennt man die Gesprächsteilnehmer nicht und es ist ein professioneller Rahmen, aber soweit es möglich ist, würde ich empfehlen, authentisch zu bleiben.

Das ist nochmal ein wichtiger Punkt, die Perspektive, dass man ja auch als Berufseinsteiger kein:e Bittsteller:in ist. Der Bewerbungsprozess ist eine Situation, in der sich beide Parteien kennenlernen, darum geht es ja am Ende.

Exakt, ja. Es ist einfach für beide Seiten nicht schön, wenn das, was im Bewerbungsprozess versprochen wurde, sich in der Realität anders darstellt und sich nach dem Onboarding oder einigen Monaten eine Enttäuschung einstellt. Und genau so, wie ein Bewerber nicht durch falsche Versprechen enttäuscht werden möchte, möchte sich auch ein Unternehmen so eine Enttäuschung sparen.

 

Mal ganz abgesehen vom Fachwissen – was ist denn aus deiner Sicht wichtig, was ein:e Berufseinsteiger:in im Bereich Soft Skills mitbringen sollte?

Ich denke, Offenheit gegenüber sachlicher und konstruktiver Kritik ist sehr wichtig. Die gehört einfach dazu, wenn man neu in einem Job einsteigt. Wenn man beispielweise einen Arbeitsauftrag einreicht und das Feedback erhält, beim nächsten Mal vielleicht mehr auf diesen oder jenen Punkt zu achten, ist das ein wertvolles Feedback. Vieles kann man vorher nicht wissen und das meiste lernt man einfach durch die Rückmeldung im Arbeitsalltag. Ich denke, es ist auch für Berufserfahrene niemals schädlich, offen für die eigenen Arbeitsergebnisse zu sein und in einen offenen Austausch zu gehen. Alles lässt sich konstruktiv besprechen, als neu dazukommende Person hat man natürlich auch noch einen sehr unverstellten Blick auf das Unternehmen und die Prozesse, welche eventuell nicht so gut laufen. Man kann, zumindest bei 4initia, gemeinsam besprechen, ob ein gemachter „Fehler“ seine Ursache einfach im System hat und somit ggf. umgestellt werden muss. Wichtig ist es, sachlich zu bleiben und im Blick zu haben, wie bestimmte Prozesse verbessert werden können. Zusammenfassend würde ich sagen, eine Kritikfähigkeit und Verantwortungsübernahme für das eigene Handeln ist wichtig, und gleichzeitig auch der Mut, Dinge infrage zu stellen und einen gewissen Gestaltungswillen mitzubringen. Das kommt bei uns immer sehr gut an, da wir ein wachsendes Unternehmen sind und bei uns viel im Werden ist. Wir merken auch, dass ab einer gewissen Position manchmal gar nicht mehr der Blick für bestimmte Bereiche da sein kann, da man sich mit ganz anderen Fragestellungen auseinandersetzt. Da sind die Teammitglieder, die täglich mit den Prozessen arbeiten, am nächsten dran und haben die besten Ideen, welche Prozesse man beispielsweise effizienter gestalten könnte. 

Also Fehler als wertvolles Feedback für die eigene Entwicklung als auch die der Organisation?

Ja, genau. Das ist uns bei 4initia extrem wichtig.


Deine vorherige Antwort deckt es schon mit ab, aber mich würde dennoch nochmal interessieren – wenn man nun eingestellt wurde, hast du Tipps für Berufseinsteiger:innen für die ersten 100 Tage im neuen Job?

Auf jeden Fall. Wir sind als Organisation sehr agil und recht schnell unterwegs, gleichzeitig haben wir einen hohen Qualitätsanspruch an unsere Arbeitsergebnisse. Das ist manchmal gerade für Absolvent:innen herausfordernd. Mir fällt auf, dass sich viele von unserem Speed stressen lassen und etwas vorschnell ihre Arbeitsergebnisse bei den Teammitgliedern oder Teamleitungen einreichen. In vielen Fällen ist es hingegen sinnvoller, die Zeit zu investieren, die eigene Arbeit nochmal zu überprüfen.


In unseren Feedbackgesprächen ermutigen wir in diesen Fällen dazu, ruhig die eigenen Ergebnisse mal liegenzulassen und mit einem frischen Blick eine Stunde oder einen Tag später auf das eigene Arbeitsergebnis zu gucken. Viele Fehler kann man so selbst eliminieren, was zudem entlastend für die Führungskraft ist, da sich so typische Feedbackschleifen vermeiden lassen. Gut ist es auch, sich zu fragen, ob man alles angewendet hat, was man schon gelernt hat. Empfehlen möchte ich auch, Kolleg:innen, die etwas länger bei dem Unternehmen sind als man selbst, gezielt um Hilfe und Feedback zu bitten. Die können sich besonders gut in neu dazukommende Kolleg:innen hineinversetzen, da sie selber noch nicht allzu lange dabei sind und sie kennen einige Fallstricke.


Was ich weiterhin als wichtigen Punkt empfehle: Sich gerade in den ersten Monaten viele Notizen zu machen, je mehr, desto besser. Man kriegt als Einsteiger einfach sehr viele Infos, und da ist es kaum möglich, sich alles zu merken. Notizen machen ist das eine, besser ist es, wenn man in regelmäßigen Abständen die eigenen Notizen erneut durchliest – auch die von den ersten Wochen – um mal zu überprüfen, ob man gegebenenfalls etwas vergessen hat. Gerade bei komplexen Aufgaben und Tätigkeiten kann so vermieden werden, bereits Gelerntes zu vergessen. Neben den Notizen hilft bei der Übergabe von Arbeitsaufträgen aufmerksames zuhören und lieber gleich Nachfragen, wenn etwas unklar ist oder notfalls zeitnah nachfragen,  wenn eine Unklarheit das weitere Vorgehen der Aufgabe beeinflusst. Das sind für mich Tipps, wie man einen guten Start beim neuen Arbeitgeber sicherstellen kann.

Vielen Dank, da war schon viel Gehaltvolles dabei. Wie stehst Du zum Thema Anschreiben, ist das überholt oder sinnvoll?

Ich weiß, wie viel Arbeit eine gute Bewerbung auf Bewerberseite ausmachen kann. Und auch wie komisch es sich anfühlen kann, sich selbst darzustellen.

Wenn der CV perfekt auf die Position passen sollte, reicht es oft schon, nur den Lebenslauf zu schicken. Dafür sollten die jeweiligen Aufgaben in den beruflichen Stationen deutlich werden. Manchmal jedoch werfen die banalsten Dinge Fragen auf, z. B. bei Bewerbenden, die selbst nicht in der Stadt leben, in der die Firma ansässig ist und in der Stellenausschreibung nicht deutlich wird, dass Homeoffice eine Option ist – was hat die Person für einen Plan? Möchte sie zufällig umziehen? Auch wenn in der Vergangenheit verschiedene berufliche Wechsel stattgefunden haben, ist es manchmal sinnvoll, das in aller Kürze zu beleuchten.

Gerade bei mehr Berufserfahrung ergibt es Sinn, den Wechselwillen zu beleuchten. Jede Wendung im Leben lässt sich in der Regel erklären. Bei einer Person, die einen Bachelor-Abschluss gemacht hat, stellt sich mir beispielweise die Frage, ob in naher Zukunft ein Masterstudium ansteht. Das sind Eventualitäten, die man in den Bewerbungsunterlagen adressieren und ausräumen kann. Ein Anschreiben bietet gerade Einsteiger:innenn die Möglichkeit, nochmal zu verdeutlichen, wo steht die Person gerade in ihrem Leben, was ist die Motivation für den Job oder warum man einen Wechsel anstrebt. 

 

Das sind glaub ich zwei gute Punkte, die man da nochmal zusammenfassen kann:

Die Motivation deutlich machen und möglichst viele Zweifel ausräumen. 

Genau, das sollte man bei Anschreiben und Lebenslauf auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Was ich auch echt hilfreich finde, bei den vielen Bewerbungen, die wir erhalten – wir gucken uns die Bewerbungen alle persönlich an, wir nutzen keine KI oder einen Algorithmus. Wenn der Lebenslauf nicht zu ausgefallen gestaltet ist, hilft uns das, sich etwas leichter in die Unterlagen einzulesen. Es hilft, wenn nicht viele Fragezeichen auftauchen und man sich nicht erst in einer unbekannten Struktur zurechtfinden muss. Mitunter verweilt man dann länger bei der Bewerbung, weil man zunächst den Durchblick kriegen muss, aber das macht nicht unbedingt den besten Eindruck, da es nicht direkt dafür spricht, dass die Person strukturiert ist. Da schätze ich doch den eher klassischen Aufbau, um sich da schnell zurechtzufinden. 


Das ist auch nochmal ein guter Punkt, gerade, da es heute so unfassbar viele Möglichkeiten der Gestaltung eines Lebenslaufes gibt. Das weiß ich noch, als ich Absolventin war, war ich auch erschlagen von den vielen Vorlagen, die man im Internet findet. 

Ja, also es kommt natürlich auf die Branche an. Wenn man jetzt Mediengestalter:in oder so was in die Richtung ist, kann man natürlich seine Kreativität auch im Lebenslauf mehr ausleben.


Vielen lieben Dank, liebe Isabelle, für deinen wertvollen Input und vielen Dank auch an die 4initia GmbH für die Möglichkeit dieses Interviews!

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Durch Selbsterkenntnis berufliche Erfüllung finden.

Wenn du weißt, wer du bist, weißt du auch, wo du hinwillst.

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 23.11.2023


Die Zeit, welche wir mit unserer beruflichen Tätigkeit verbringen, nimmt bei vielen Menschen einen Großteil ihrer täglichen Wachstunden ein. Das, was wir im Job tun und der Kontakt mit den dazugehörenden Menschen beeinflusst unsere Stimmung. Wer schon Mal in einem Arbeitsverhält mit unpassenden Aufgaben oder destruktiver Kommunikation festsaß, der weiß, wie negativ die Auswirkungen alle anderen Lebensbereiche durchdringen können.


Heute haben wir die Möglichkeiten, unsere Erwerbsbiografie aktiv zu gestalten. Durch die Digitalisierung ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass wir uns in unserem Berufsleben mehrmals neu erfinden. Gradlinige Berufsbiografien nehmen ab und entsprechen nicht mehr den Anforderungen am Arbeitsmarkt. Das wir mehr Wahlmöglichkeiten haben, ist ein Fortschritt und Privileg. Gleichzeitig bringt es auch die Herausforderungen mit sich, dass wir mehr gefragt sind, Entscheidungen zu treffen und Antworten zu finden auf die Fragen:


  • Wie kann ich das Arbeitsumfeld mit dem Aufgabenbereich finden, das mir langfristig berufliche Zufriedenheit bringt?
  • Und welche Möglichkeiten habe ich, um herauszufinden, was wirklich zu mir passt?


Heute findest du bei uns einen praktischen Schritteplan, den du für dich durchgehen kannst, wenn du deiner Traumtätigkeit näherkommen möchtest.   

1. Status Quo ermitteln

Wenn Du aktuell in einer Phase bist, in der du dich beruflich neu orientieren möchtest oder du gerne herausfinden willst, wie dein nächster Schritt aussieht, dann kannst du zunächst einmal eine Bestandsaufnahme machen. Wir wünschen uns einen Beruf, in dem wir unsere Talente einsetzen können, der Raum für die Entwicklung unserer Fähigkeiten lässt, uns mit Freude, Sinn und Zufriedenheit erfüllt, sowie passende Rahmenbedingungen hinsichtlich Arbeitszeiten, Gehalt, gelebter Firmenkultur und Zusammenarbeit mit Kolleg:innen bietet. Aber wie kann es gelingen, nicht die Orientierung zu verlieren? Es ist erfahrungsgemäß häufiger so, das uns klar ist, was wir nicht wollen. Was wir aber genau brauchen oder möchten, ist dagegen oft schwerer zu benennen. Reflektiere deinen bisherigen beruflichen Weg – was fandest du richtig gut, welche Aufgaben haben dir Spaß gemacht, an welchen Stellen bist du aus deiner Komfortzone herausgegangen? Schreibe alles auf, wovon du MEHR willst. Dann überlege dir, welche Rahmenbedingungen du unbedingt brauchst, damit du deine Arbeit mit deinem Leben in Einklang bringen kannst.


Deine Lebenssituation bestimmt dabei die Prioritäten, die du setzt. Als Elternteil mit Kleinkindern wirst du stärker auf Rahmenbedingungen wie flexible Arbeitszeiten oder örtliche Erreichbarkeit der Firma achten, als beispielweise in deinem ersten Job nach der Ausbildung, in dem dein Fokus vielleicht hauptsächlich darauf liegt, einen Fuß in die Tür deines Wunschunternehmens zu bekommen. Um einen guten Überblick zu bekommen, kannst du eine Rangliste erstellen, sodass du deine top drei Rahmenbedingungen für dich festlegst.

2. Deine unbewussten Überzeugungen

Berufliches Glück zu wollen, kann bei uns eine Reihe von Reaktionen auslösen, die von unseren bisherigen Prägungen und Erfahrungen beeinflusst sind. Betrachten wir einmal das Wort „Karriere“, kommen uns Kreationen wie "karrieregeil", "karriereversessen", "die Karriereleiter erklimmen" oder "eine steile Karriere hinlegen" in den Sinn. Wir assoziieren mitunter eine machtbesessene, rücksichtlose Person, die unter größter Anstrengung den steilen Karriere - Berg bezwingen möchte. Dabei kann das Wort Karriere auch wertneutral mit Laufbahn übersetzt werden. Beobachte einmal, was folgende Sätze in dir auslösen:


  • Ich möchte Karriere machen.
  • Mein berufliches Glück hat für mich Priorität.
  • Ich habe Talente und Fähigkeiten, die es wert sind, gelebt zu werden. 


Lasse die Sätze auf dich wirken.


  • Was kommt hoch?
  • Woher kommen diese Überzeugungen?
  • Kannst du deine Person mit den Sätzen in Verbindung bringen?


Reflektiere für dich, ob du dir selbst erlaubst, deine berufliche Laufbahn als wichtig und wertvoll anzusehen. Was denkst du über Personen, denen ihre Arbeit sehr wichtig ist? Wenn du für dich herausfinden willst, was du in deiner beruflichen Laufbahn erleben möchtest, kannst du zum Beispiel eine kleine Übung nutzen:


Stell dir vor, dass du später in der Rente deinen Freund:innen von deinem Berufsleben erzählst. Was hast du erlebt? Wo hast du gearbeitet? Mit wem hast du gearbeitet? Was war deine ganz persönliche Mission?


3. Bist du in deinem Element?

Stell dir bitte einen Pinguin vor, und zwar die Art, die in Schnee und Eis lebt. An Land ist der Pinguin eher langsam und nicht besonders wendig, er kann aufgrund seiner Anatomie nicht fliegen und auf einen Baum könnte er womöglich auch nur unter größter Anstrengung klettern.

Wenn der Pinguin nun in einer Firma angestellt wäre, in der „auf Bäume klettern“ und „schnell im Wüstensand rennen“ die gefragten Kompetenzen sind, wird der Pinguin keinen Blumentopf gewinnen. Er wird sich abrackern, seine Adler-Kolleg:innen neidvoll beim Fliegen beobachten und sich fragen, was nicht mit ihm stimmt. Nach und nach wird das Selbstbewusstsein des Pinguins leiden, seine negative Bewertung von sich selbst zunehmen. Wenn der Pinguin nie ins Wasser kommt, wird er nicht entdecken, was in ihm steckt: Im Wasser ist er ein wendiger, schneller Jäger. Er kann bis zu fünfhundert Meter tief tauchen und sich dort das Nahrungsangebot sichern, da andere Vögel nur an der Wasseroberfläche jagen. Zudem hat der Pinguin ein spezielles Skillset entwickelt, um sein Junges in einem der kältesten Regionen der Erde aufzuziehen. Pinguine überleben bei Temperaturen von -40 Celsius.


Was kannst du auf unserem Pinguin-Beispiel ableiten? Du brauchst die richtige Umgebung und das richtige Aufgabenspektrum, um dein Potenzial wirklich entfalten zu können. Der Pinguin ist sehr schnell im Wasser, weil dieses Element seinem „Stil“ entspricht, es unterstützt seine natürlichen Stärken. Die Geschwindigkeit, die andere Tiere an Land erbringen, erreicht der Pinguin im Wasser – im „richtigen“ Kontext. 

Um unser maximales Potenzial zu entfalten, brauchen wir die für uns passenden Bedingungen. Der eine arbeitet gut im Großraumbüro und hat die besten Ideen erst im Kontakt mit anderen, der andere braucht erstmal Ruhe und möchte ein Thema von allen Seiten durchdenken, bevor er zu einem Ergebnis kommt.


Beide Wege sind weder richtig noch falsch, nur unterschiedlich. Häufig haben wir Glaubenssätze, dass wir dies oder jenes nicht können, oder für bestimmte Aufgaben nicht geeignet sind. Oft haben wir aber einfach noch nicht rausgefunden, WIE wir die Dinge angehen, um besonders erfolgreich zu sein. Du kannst dich fragen:


  • Was brauchst Du, um gute Arbeit zu machen?
  • In welchen Settings blühst du auf?

4. Finde deine Superpower 🚀

Neben ihrer Schnelligkeit im Element Wasser haben Pinguine noch mehr zu bieten. Sie haben Spezialwissen entwickelt, dass nur noch wenige andere Tierarten mitbringen: Er kann unter extremer Kälte überleben, sogar seine Nachkommen großziehen.


Für uns können wir daraus lernen: Ähnlich wie der Pinguin seine Nachkommen unter extremen Bedingungen großziehen kann, hat jede:r von uns besondere Stärken, welche uns einzigartig machen. Diese Stärken zu kennen und zu betonen, ermöglicht es uns im Berufsleben, uns abzuheben und die perfekte Nische zu finden, in der unsere Fähigkeit die richtige Wirkung entfalten kann. Frage Personen in deinem Umfeld, was sie an dir wahrnehmen oder bewundern. Am besten fragst du im Kolleg:innenkreis oder Vorgesetzte, denen du vertraust. Familie und Freund:innen sind häufig sehr nah an dir dran und haben ein bestimmtes Bild von dir, was mitunter verzerrt sein kann.  

 

5. Was motiviert dich wirklich?

Es ist es sehr wichtig, deine Motivation zu kennen, wenn du deine Karriere für dich gestalten möchtest. In der Psychologie wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden.


  • Intrinsische Motivation entsteht, wenn du an einer Tätigkeit Freude hast, einen Sinn darin siehst und Spaß am Prozess empfindest.


  • Extrinsische Motivation ist gekoppelt an äußere Faktoren, wie Belohnung (beispielweise in Form von Gehalt) oder Bestrafung (deine Eltern missbilligen deinen Wunsch, am Theater zu arbeiten, und du wirst Lehrer:in, um ihrer Kritik zu entgehen).


Extrinsische Motivation hält kurzfristig, während intrinsische Motivation dich langfristig trägt. Mitunter kann intrinsische Motivation in einer Form vorhanden sein, die nach außen hin extrinsisch motiviert wirken kann. Beispielsweise der Aufstieg in eine Führungsposition: Mein Wunsch, Chef:in zu werden, kann dadurch motiviert sein, dass ich mir Anerkennung durch meine Partner:in erhoffe (Belohnung = extrinsische Motivation). Es kann aber auch sein, dass ich Freude empfinde, zu gestalten, zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen.


All das kann ich in den Aufgaben einer Führungsrolle finden. Wenn ich intrinsisch für eine Tätigkeit motiviert bin, fühlt sich eine Tätigkeit leicht an und gibt mir Energie. Herausforderungen nehme ich an, da ich prinzipiell Freude an dem empfinde, was ich tue.


Überlege einmal für Dich, bei welchen Tätigkeiten du intrinsisch motiviert bist. Wann hast du das letzte Mal Freude empfunden? Zu welchen Aufgaben musst du dich nicht zwingen? Überlege dann, was diese Tätigkeiten ausmacht. Wenn du beispielsweise gerne Bücher liest, überlege, was dir daran genau Spaß macht – ist es der Wissenserwerb? Tauchst du gerne in fremde Welten und denkst die Geschichte zu Ende? Magst du es, dass du allein in deinem Tempo lesen kannst und Selbstbestimmung erlebst? Redest du gerne mit anderen über das, was du gelesen hast? Recherchierst du gerne genauer, was die Hintergründe des Romans sind? Beschreibe möglichst genau, was dir an einer Tätigkeit Spaß macht. Und überlege dann, wie du diese Aspekte in deine berufliche Tätigkeit integrieren kannst. 

Du willst ein stabiles Fundament?

In unseren Job- und Karrierecoachings integrieren wir ein ganzheitliches und wissenschaftlich fundiertes Analysetool, welches international zur Talenterkennung und Potenzialgewinnung in unterschiedlichen Settings genutzt wird. Die Analyse misst dein bevorzugtes Verhalten – und Kommunikationsmuster, deine tiefliegenden Motivatoren sowie deine emotionale Intelligenz.


Du bekommst deine Ergebnisse leicht verständlich, präzise und nachvollziehbar in einer schriftlichen Auswertung zur Verfügung gestellt. Unsere Coaches sind speziell ausgebildet und zertifiziert, um deine Analyse mit dir zu betrachten und auf deinen Ergebnissen einen wirkungsvollen Coaching-Prozess aufzubauen, der dir Ergebnisse liefert, die dich in konkrete Handlungsschritte Richtung berufliche Erfüllung und Zufriedenheit bringt. Die Analyse bietet dir durch ein spezielles Modul zudem ein klares Bild über die Passung deiner gegenwärtigen beruflichen Tätigkeit, und zeigt genau an, ob du dein Potenzial zum Ausdruck bringen kannst oder die meiste Zeit damit beschäftigt bist, dich unter großer Anstrengung an die Anforderungen deines Umfeldes anzupassen.


Wenn du an einer Analyse Interesse hast, trete gerne mit uns in Kontakt und lass dich von uns unverbindlich beraten. 

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Sei das kommunikative Licht in deinem Büro - Gewaltfreie Kommunikation.

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 16.11.2023

Gewaltfreie Kommunikation – das klingt erst Mal ganz schön krass. Das Worte verletzen können, und das tief und nachhaltig, wissen wir alle aus eigenen Erfahrungen.


Aber müssen wir wirklich gewaltfreies Sprechen lernen? Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Gewalt in unserem Sprachgebrauch stattfindet.


Um sich über unsere Sprache bewusst zu werden, müssen wir zunächst in der Lage sein, Gewalt in der Sprache zu benennen. Wie definiert also die gewaltfreie Kommunikation Gewalt? Und bringt es etwas, gewaltfrei zu kommunizieren, wenn meine Mitmenschen das Konzept weder kennen noch nutzen? Wie genau funktioniert das Konzept und wie kann ich es in meinem Alltag anwenden?

Dies und mehr erfährst du heute praxisnah in unserem Artikel.  

Entwicklung der
Gewaltfreien Kommunikation (GFK)

Das Konzept der GFK wurde durch den klinischen Psychologen Marshall B. Rosenberg (*1934, Ohio, - 2015, New Mexico) entwickelt. Rosenberg war in den 1960er Jahren im Zuge der Auseinandersetzungen in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung daran beteiligt, die Rassentrennung an Schulen und Institutionen auf einem friedvollen Weg wieder rückgängig zu machen. Basierend auf seinen Erfahrungen entwickelte er das Handlungskonzept der GFK. Heute wird die GFK an Schulen und Kindergärten (für Kinder wird die GFK durch Giraffen- und Wolfssprache zugänglich gemacht), sowie in Seminaren und Kursen vermittelt. Die GFK wird weniger als ein Schritte-Plan verstanden, sondern mehr als Haltung, die mehrere Prinzipien und Grundsätze hinsichtlich der eigenen Kommunikation vereint. Rosenberg ging von folgenden Grundannahmen aus, welche die Basis für die GFK bilden:

Die GFK ersetzt Forderungen durch Bitten. Somit verzichtet die GFK darauf, dem Gegenüber zu drohen, es zu manipulieren oder unter Druck zu setzen, um den eignen Willen durchzusetzen. Bitten bedeutet auch, dass der Ausgang der Erfüllung des formulierten Wunsches offen ist und somit Raum für einen Aushandlungsprozess entsteht.

die GFK lenkt den Fokus hin zu dem Aufbau emphatischer und verständnisvoller Verbindungen. Das Konzept der GFK geht davon aus, dass wir als Menschen zur Kooperation gemachte Wesen sind, wenn wir uns gesehen und als Teil einer Gemeinschaft begreifen.

Die GFK sieht eskalierende Konflikte und gewaltvolle Sprache als Ausdruck nicht-gesehener und nicht-verstandener Bedürfnisse.

...um die eigenen Bedürfnisse und die anderer zu erkennen, braucht es sowohl die Fähigkeit für das Einfühlen in mein Gegenüber als auch Empathie für mich selbst.

wenn du nach dem Konzept der GFK sprichst, benennst du klar, was in dir selbst vorgeht und was du dir von deinem Gesprächspartner wünschst. [1]

[1] Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. 12. überarbeitete Auflage. Junfermann, Paderborn 2016.

Was zählt die GFK zu lebensfremder Sprache?

Um die GFK umsetzen zu können, ist es wichtig zu erkennen, was laut dem Konzept das Gegenteil von gewaltfrei ist – die lebensfremde Sprache. Als Grundsatz kannst du dir merken, dass jeder Versuch


  • meine Bedürfnisse zu erfüllen ohne die Rücksicht auf die Bedürfnisse anderer oder
  •  jeder Versuch, andere zu bestrafen auf Basis meiner Bewertungen,


als Kommunikation gewertet werden kann, die eher eskalierend wirkt und im Verlauf in physischer/psychischer Gewalt enden kann. Mit Strafe ist gemeint, dass dein Gegenüber sanktioniert wird, wenn es deiner Forderung nicht nachkommt. Rosenberg hat weitere Kennzeichen für die lebensfremde Kommunikation zusammengetragen. Hierzu zählen


  • Moralisches Bewerten,
  • Vergleichen,
  • das Stellen von Forderungen statt Bitten sowie
  • das Leugnen der Verantwortung für die eigenen Gefühle und Handlungen.


Diese Kommunikationsstrukturen führen dazu, dass die Kommunikation den Fokus für die empathische zwischenmenschliche Verbindung verliert.[1] 


Rosenberg benennt warnen, drohen, befehlen, belehren, beschimpfen, beschämen und urteilen als Kommunikationssperren, die das Täter-Opfer-Denken sowie das Schuldprinzip in unserer erlernten Sprache befeuern.[2]


Mit diesen Informationen im Hintergrund bemerken wir, wie alltäglich für uns der Gebrauch einer lebensfremden Sprache ist. Es geht an dieser Stelle nicht darum, dass du dich selbst oder andere dafür bewertest und entmutigt bist. Das Konzept der GFK anzuwenden, wird den meisten von uns weder beigebracht, noch wird es gesellschaftlich unbedingt gefördert. Ein erster Schritt ist es daher, ein Bewusstsein zu schaffen und die eigene Sprache zu beobachten.  


[1] Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens, Junfermann, 10. Aufl. 2012. 

[2] Infoportal Gewaltfreie Kommunikation. https://www.gfk-info.de/was-ist-gewaltfreie-kommunikation (Stand 14.11.2023)

 

 


EIN PRAXISBEISPIEL

Stell Dir folgendes Szenario vor:

Du arbeitest in einer Firma mit deiner Kolleg:in Britta. Ihr arbeitet in einem Team und betreut einen ähnlichen Aufgabenbereich. Es gibt viel zu tun und du bist mit deinem Arbeitspensum mehr als ausgelastet, eher überfordert. Eine Pause gestehst du dir nicht zu, da du deinen Chef nicht enttäuschen willst.



Du sitzt mal wieder an deinem Schreibtisch und arbeitest unter Hochdruck. Dann steckt Britta den Kopf zur Tür herein, und verabschiedet sich fröhlich in den Feierabend. Dein Blick schweift demonstrativ zur Uhr, dann presst du ein eisiges „Na, dann erhol dich mal gut“ hervor. Du kochst innerlich. Folgende Gedanken schießen dir durch den Kopf: „Wieso geht die jetzt so früh, während ich hier in Arbeit ertrinke? Die ist sowas von faul und unkollegial. Ich arbeite mich hier halb zu Tode, während Britta sich einen schönen Nachmittag macht.“


  • Moralisches Bewerten und Vergleichen. Auf Basis deiner Beobachtung wendest du deine subjektive Bewertung an, dass Britta faul und unkollegial ist. Zudem ziehst du einen Vergleich zwischen dir und deiner Kollegin hinsichtlich des vermeintlich nicht vorhandenen Arbeitsethos von Britta.


Wie geht es weiter?

Am nächsten Tag triffst du Britta in der Büroküche, die sich leise summend einen Kaffee zubereitet. Das bringt dein Fass endgültig zum Überlaufen. „Dir scheint es ja wunderbar zu gehen, während ich in Arbeit versinke. Aber das mach ich nicht mehr mit! Die heutigen Telefonate kannst du jetzt übernehmen, und sonst will ich ein Gespräch mit dem Chef, damit wir hier mal klären, wer wieviel arbeitet.“ Damit drehst du dich um und lässt Britta stehen.


  • du stellst eine Forderung statt einer Bitte. Bei Nicht-Erfüllung deiner Forderung drohst du Britta mit der Sanktion, deinen Chef einzuschalten.


Solche oder ähnliche Interaktionen kennen die meisten von uns aus dem Büroalltag. Aber wie hätte unser Beispiel ablaufen können, wenn die GFK zum Einsatz gekommen wäre?

 
 

Die 4 Schritte der GFK

Um unser Praxisbeispiel nochmal neu aufzurollen, ist es wichtig, sich zunächst die vier Schritte der GFK vor Augen zu halten: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte. Hierzu hat Rosenberg auch folgenden Satz formuliert:


  • Wenn ich "a" sehe, fühle ich "b", weil ich "c" brauche. Deshalb möchte ich gerne "d".


Was bedeutet das nun für unser Beispiel?

Bevor es überhaupt zur Interaktion mit Britta kommt, könntest du die Schritte eins bis drei der GFK erstmal in deiner Innenschau nur für dich anwenden. Das könnte so aussehen:


  • In meiner (Selbst-)Beobachtung stelle ich fest, dass ich wenig schlafe und nicht zum Sport komme, da ich mein Arbeitspensum nur mit Überstunden schaffe.  Somit fehlt mir die Zeit, die ich für mich brauche. Ich fühle mich ausgelaugt und schlapp. Ich brauche Erholung und den Ausgleich durch Bewegung. Wie kann ich mir beides ermöglichen?


So hast du schon einen ersten Anhaltspunkt. Kommen wir konkret zu unserer Interaktion in der Küche, wie könnte das Gespräch mit Britta aussehen?


  • „Ich sehe, dass du dir in Ruhe einen Kaffee zubereitest.(Beobachtung) Ich bin erschöpft (Gefühl), da ich in Arbeit versinke und eine Pause brauche (Bedürfnis). Ich möchte dich darum bitten, dass wir gemeinsam die anstehenden Aufgaben aufteilen (Bitte).“


Auf diese Bitte kann Britta nun unterschiedlich reagieren. Eventuell hat sie selbst keine Kapazitäten mehr frei und ist auch nicht bereit, Überstunden zu leisten. Eine Möglichkeit ist auch, dass sie deiner Bitte gerne nachkommt und dich entlasten kann. Wenn Britta keine Arbeit von dir übernehmen kann oder möchte, wäre der nächste Schritt, im Team oder mit deiner Führungskraft anzusprechen, wie die Arbeit bewältigt werden kann, ohne dass du in die Überlastung rutschst.

Bringt es auch etwas, wenn nur ich die GFK anwende?

Vielleicht befindest du dich an deinem Arbeitsplatz in einer Situation, in welcher die Fronten verhärtet sind und die Kommunikation eher im Bereich „lebensfremd“ stattfindet. Wenn du dich mit deinen Gefühlen und Bedürfnissen zeigst, zeigst du auch mehr Verletzlichkeit. Dies kann dazu führen, dass deine Kolleg:innen sich entspannen und es dir gleichtun. Aber es erfordert erstmal Mut. Berechtigterweise fragst du dich, ob es Sinn macht, die GFK anzuwenden. An der Stelle kannst du dich fragen, ob du bereit bist, das Risiko einzugehen, das andere deinen Bitten nicht nachkommen und ob du wirklich offen bist, Dinge auszuhandeln.


Damit die GFK funktioniert, muss die Voraussetzung gegeben sein, dass beide Parteien zumindest ein Stück weit gewillt sind, aufeinander zuzugehen.[1] Dies ist nicht in jedem Arbeitsverhältnis der Fall und kann die Anwendung der GFK erschweren. Vielleicht fragst Du dich auch, wie es insbesondere im Arbeitsleben funktionieren kann, Forderungen durch Bitten und Wünsche zu ersetzen. Dies ist nicht immer möglich und auch gar nicht immer zielführend.


Susanne Lorenz ist Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation und gibt hier eine gute Faustregel:

Natürlich kannst du immer Forderungen stellen. Die Frage ist, ob das wirklich zu dem Ergebnis führt, dass du haben möchtest. In jedem Fall solltest Du klare Forderungen stellen, wenn es um den Schutz von Dir und anderen geht. Als Beispiel nennt Susanne Lorenz beispielweise einen Kollegen, der andere Kolleg:innen mobbt. Hier musst du als Mitarbeiter:in oder Führungskraft ein klares Stop einfordern, um dein Team vor Mobbing zu schützen und auch aussprechen, dass es Konsequenzen gibt, wenn das Mobbing nicht aufhört.[2] Dasselbe gilt natürlich auch, wenn du die Verantwortung trägst für dein Gegenüber. Beispielweise ist das der Fall, wenn du als Elternteil das Zähne putzen durchsetzt – du bist für die Gesundheit deines Kindes verantwortlich, es kann diese Verantwortung noch nicht selbst umsetzen.


Es ist nicht immer so, dass es negativ ist, Forderungen zu stellen. Die GFK kannst du auch dann nutzen, wenn es für dich (im Job oder als Elternteil) unumgänglich ist, Forderungen zu stellen und durchzusetzen. Es gibt verschiedene Wege, wie Zielvorgaben und Forderungen erreicht werden können - einen, der die Bedürfnisse der Beteiligten berücksichtigt, und einen, der ohne „Rücksicht auf Verluste“ durchgesetzt wird. Für diesen Prozess ist es sehr hilfreich, wenn du die GFK anwenden kannst. [3]


Quellen:

[1] Blogbeitrag von Dr. Oliver Said https://www.ergotopia.de/blog/gewaltfreie-kommunikation

[2] Blogbeitrag von Susanne Lorenz. https://wirksam-kommunizieren.de/kritik-gewaltfreie-kommunikation/#Kritik_gewaltfreie_Kommunikation_6_Du_musst_immer_Bitten_formulieren_und_darfst_nie_wieder_fordern (Stand 14.11.2023)

[3] Blogbeitrag von Kathy Weber, GFK-Expertin.https://kw-herzenssache.de/gewaltfreie-kommunikation-beispiel/ (Stand 14.11.2023)

Welche Chancen bietet dir die gewaltfreie Kommunikation?

Das Konzept der GFK ist für dich interessant, wenn du empathische Beziehungen zu deinen Mitmenschen aufbauen möchtest und gleichzeitig klar und ohne verletzende sowie ablenkende Interpretationen kommunizieren willst. Die Entscheidung, die GFK zu nutzen, bringt dich in eine selbstverantwortliche und aktive Rolle. Du lernst, Verantwortung für dich und deine Bedürfnisse zu übernehmen und das Wohl aller zu beachten. Du förderst auf Grundlage der GFK die Kooperation und das Verständnis mit deinen Mitmenschen, und tust so alles in deiner Kraft Liegende dafür, ein harmonisches Klima in deiner Umgebung zu schaffen.

Du möchtest das Konzept der Gewaltfreien Kommunikation tiefergehend verstehen und anwenden?

Wir bieten dir in unserem Kommunikations-Coaching den Rahmen, das Konzept der GFK alltagstauglich umzusetzen und so positiven Einfluss auf dein Umfeld zu nehmen. Zudem bieten wir Coachings zum Thema Emotionale Intelligenz an. Emotionale Intelligenz fasst die Fähigkeiten zusammen, dass du deine eigenen Emotionen und Bedürfnisse erkennst sowie die deines Gegenübers, und dies in der Kommunikation nutzbar machen kannst. Wenn du dich für ein Coaching interessierst, nimm gerne Kontakt zu uns auf. 

Quellen in der Übersicht:

1 Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens. 12. überarbeitete Auflage. Junfermann, Paderborn, 2016.  

2 Marshall B. Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens, Junfermann, 10. Aufl. 2012.   

3 Infoportal Gewaltfreie Kommunikation. https://www.gfk-info.de/was-ist-gewaltfreie-kommunikation (Stand 14.11.2023)  

4 Blogbeitrag von Dr. Oliver Said https://www.ergotopia.de/blog/gewaltfreie-kommunikation (Stand 14.11.2023)  

5 Blogbeitrag von Susanne Lorenz. https://wirksam-kommunizieren.de/kritik-gewaltfreie-kommunikation/#Kritik_gewaltfreie_Kommunikation_6_Du_musst_immer_Bitten_formulieren_und_darfst_nie_wieder_fordern (Stand 14.11.2023)  

6 Blogbeitrag von Kathy Weber, GFK-Expertin.https://kw-herzenssache.de/gewaltfreie-kommunikation-beispiel/ (Stand 14.11.2023)  

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Konflikte auf der Arbeit lösen – Soft Skills sind in der Arbeitswelt wichtiger denn je. 

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 09.11.2023


In diesem Artikel erfährst Du... 


  • ...was man unter Soft Skills und Hard Skills versteht. 
  • ...warum Soft Skills im Beruf so wichtig sind. 
  • ...was Arbeitszufriedenheit ausmacht. 
  • ...welche Bedeutung Soft Skills in der Zukunft einnehmen. 


Unser (Berufs-)Leben und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen, seien es Kolleg:innen oder Führungskräfte, stellen uns immer wieder vor Herausforderungen. Unterschiedliche Ansichten und Vorerfahrungen sorgen dafür, dass es am Arbeitsplatz zu Konflikten kommen kann. 

Das ist erst einmal gut, da Konflikte die Chance bergen, die Arbeit weiterzuentwickeln, Schwachstellen zu beheben und einen reibungsloseren Arbeitsablauf oder die Erreichung eines Ziels zu beschleunigen. Gelöste und empathisch begleitete Konflikte können in Verbundenheit resultieren. 


Trainer und Dozent Dr. Jürgen Fleig nennt einige der Auswirkungen, die Konflikte nach sich ziehen können, wenn sie nicht nachhaltig bearbeitet werden:


Mitarbeitende kümmern sich weniger um ihre Aufgaben, Kund:innen bekommen die Streitigkeiten möglicherweise mit und wenden sich ab, Kolleg:innen sabotieren sich im schlimmsten Fall gegenseitig, Mitarbeiter:innen verlieren die emotionale Bindung zum Unternehmen, werden krank oder kündigen als finales Resultat.1


Ein gutes Konfliktmanagement setzt sich zusammen aus Empathie füreinander, gelingender Kommunikation, Bewusstsein über das eigene Verhalten sowie das Berücksichtigen unterschiedlicher Bedürfnisse und Ansichten. Es spielen also mehrere Soft Skills zusammen.


Soft Skills? Was genau versteht man darunter eigentlich? Im deutschsprachigen Raum wird häufig auch der etwas fader klingende Begriff Sozialkompetenzen benutzt, um all jene zwischenmenschliche Fähigkeiten zu beschreiben, die im Arbeitsleben gefragt sind. Aber sind die in Stellenbeschreibungen und Gesprächen viel besungenen Sozialkompetenzen wirklich so wichtig in der Arbeitswelt? Wie steht es aktuell um das Leben eines sozialen Miteinanders am Arbeitsplatz, und was für eine Rolle spielt Führung hierbei? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns im heutigen Blogpost.   

 

WAS VERSTEHT MAN UNTER SOFT SKILLS
UND HARD SKILLS?

Soft Skills lassen sich nicht wie Hard Skills, die fachbezogenen Kompetenzen, in Form von greifbaren Ergebnissen abbilden und sind schwerer zu beschreiben. Ein Mensch mit ausgereiften Soft Skills verfügt über eine ausgeprägte Handlungskompetenz in Bezug auf zwischenmenschliche Bereiche. Diese Handlungskompetenz zeigt sich beispielweise darin, dass es der Person möglich ist, Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen, klar zu kommunizieren, ihren Standpunkt zu vertreten, sich selbst zu managen und sich der eigenen Fähigkeiten bewusst zu sein.


Hard Skills sind die Kompetenzen, die über theoretischen Wissensinput und Wiederholungen erlernbar sind. Hierzu zählen Dinge wie mathematische Formeln, Datenanalysen, Software-Wissen oder andere Fähigkeiten, die wir uns kognitiv aneignen können. Beispielweise kann ein:e Arzt/Ärztin alle Frühsymptome einer Krebserkrankung nachlesen und auswendig lernen, um sie in der Praxis oder einer Klausur abrufen zu können (Hard Skill). Wie er/sie Angehörigen oder einer krebsbetroffenen Person die Diagnose emphatisch und klar mitteilt, zählt zu den Soft Skills. Das Beherrschen von Hard Skills ist in vielen Berufen ungemein wichtig, um seine Arbeit gut ausführen zu können. In unserem Beispiel hängt sogar möglicherweise der Verlauf einer Erkrankung davon ab, ob der/die Arzt/Ärztin über entsprechendes Fachwissen verfügt.  


Jeder Mensch verfügt über bestimmte Persönlichkeitseigenschaften, die den Charakter eines Menschen ausmachen. Neben diesen stabilen Eigenschaften sind Soft Skills keine statische Angelegenheit. Sowohl Soft Skills als auch Hard Skills sind erlernbar, und dass ein Leben lang. Grob lassen sich Soft Skills in vier Kategorien einteilen:  

Die Ausprägung der sozialen Soft Skills beeinflussen den Umgang mit anderen Menschen, wie positiv und harmonisch man Beziehungen zu anderen Menschen gestalten kann, und dabei für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse einstehen kann. Hierzu zählen beispielsweise Teamfähigkeit und Kritikfähigkeit

Methodische Soft Skills fassen unsere Fähigkeiten zusammen, wie wir Probleme sowie neue Aufgaben angehen und lösen, und uns neue Kompetenzen aneignen. Hierzu zählen Skills wie Analysefähigkeit, Sorgfalt und Organisationsfähigkeit.

Dieses Skillset ist am stärksten mit der eigenen Person verknüpft und beschreibt, wie stark wir mit uns selbst im Kontakt stehen, uns über unsere Fähigkeiten, Talente und Ziele im Klaren sind und welchen Arbeitskontext wir benötigen, um wirklich gute Ergebnisse zu liefern. Hierzu zählen beispielweise Selbstvertrauen und Resilienz-Fähigkeit.

Hierzu zählt, wie wir Inhalte kommunizieren. Dazu gehört sowohl unsere Ausdrucksstärke, unsere rhetorischen Fähigkeiten oder unsere Art, Probleme anzusprechen.2 

Menschen, denen früh mit Empathie, Wertschätzung und Anerkennung ihrer Person begegnet wurde, entwickeln ein positives Selbstbild und soziale Fertigkeiten.


Das Bindungsverhalten unserer Eltern prägt uns früh. Wir sind als Meschen jedoch in der Lage, lebenslang unsere Soft Skills weiterzuentwickeln.  

Warum sind Soft Skills im Beruf so wichtig? 

Wir leben in einem System, das früh Anerkennung für die Ergebnisse liefert, die wir durch Hard Skills erreichen. In der Schule geht es damit los, dass wir gute Noten bekommen, wenn wir die Unterrichtsinhalte in einer Klausur wiedergeben können. Später in der Universität beziehungsweise in der Ausbildung setzt es sich fort, dass wir immer wieder theoretisches Wissen erlernen und wiedergeben, um die geforderten Leistungsnachweise zu erbringen. In unserer digitalisierten Welt sind wir vermehrt vor dem Rechner und leisten eher kognitive Arbeit, die weniger mit Beziehungen zu anderen zu tun hat. Wir brauchen spezifisches Fachwissen in vielen Berufen, um sie erfolgreich ausführen zu können.  


Welche Auswirkungen das Vernachlässigen von Soft Skills in Unternehmen haben kann, zeigt die aktuelle Studienlage. Das Gallup-Institut hat den State of the global Workplace: 2022 Report veröffentlicht. Für den Report werden 105.000 Arbeitnehmende aus 146 Ländern mittels 12 Fragen telefonisch oder im persönlichen Kontakt befragt.


Der Report gilt als repräsentativ für die Arbeitnehmerschaft des jeweiligen Landes. Die Ergebnisse bilden ab, wie es Angestellten 2022 an ihren Arbeitsplätzen erging. Das Engagement der Mitarbeiter:innen stieg insgesamt wieder an - das bedeutet, dass die Arbeitnemeri:nnen wieder vermehrt einen Sinn in ihrer Arbeit gesehen haben und sich mit Kolleg:innen und Führungskräften verbunden fühlten.

Deutschland wartet dennoch mit eher traurigen Zahlen auf: Nur 16% der befragten Mitarbeiter:innen beschreiben eine emotionale Bindung zu ihrem/ihrer Arbeitgeber:in sowie den Kolleg:innen und empfinden Motivation für ihre Arbeit. 

69% liegen im Bereich „geringes Engagement“ und 15 % bei „gar kein Engagement“.  Insgesamt ist die Bindung an den Arbeitgeber in Europa besonders schwach, 44 % gaben an, dass es eine gute Zeit sei, um den Job zu wechseln – in Deutschland stimmen dieser Aussage sogar 53% zu. Nur 16 % der Befragten in Deutschland gaben an, sich aufgrund der dort gelebten Führung ihrer/ihrem Arbeitgeber:in verbunden zu fühlen.3 



Zum Thema Führung fand Businesssolver in einer Studie zum Thema Empathie am Arbeitsplatz heraus, dass 92% befragter Mitarbeiter:innen angaben, bei ihrer/ihrem Arbeitgeber:in bleiben zu wollen, wenn der/die Vorgesetzte mehr Empathie zeigen würde.4 Im Kontrast dazu gaben 68% der Führungskräfte an, Angst davor zu haben, weniger respektiert zu werden, wenn sie sich emphatisch zeigen5. Die HR-Beratung Harbinger hat sich mit der Frage beschäftigt, warum Mitarbeiter:innen 2023 kündigen und Ergebnisse aus verschiedenen Statistiken zusammengetragen. Die Ergebnisse können überraschen: 


Nur 12% waren so unzufrieden mit ihrem Verdienst, um dies als Grund für eine Kündigung zu sehen. Schlechte interne Kommunikation, keine Aussicht auf Fortschritt sowie fehlende Wertschätzung wurden als hauptsächliche Gründe genannt, warum Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz verlassen wollen. Dicht gefolgt von mangelnden Karrieremöglichkeiten und der Unzufriedenheit mit der Unternehmenskultur.6 

Was macht Arbeitszufriedenheit aus? 

Nach den eher ernüchternden Zahlen stellt sich die Frage, was Menschen den wirklich wünschen, um Arbeitszufriedenheit zu erleben.


Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat hierzu im November 2021 einen Forschungsbericht veröffentlicht, der den Zusammenhang der Dimensionen


  • Gerechtigkeitsempfindungen,  
  • Einschätzung der persönlichen Weiterentwicklung,  
  • Zufriedenheit mit dem Einkommen und  
  • psychisches Wohlbefinden


von Mitarbeiter:innen in Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit untersucht.  

Die Ergebnisse zeigen, dass alle vier Dimensionen unabhängig voneinander Einfluss auf die Zufriedenheit nehmen. Es zeigte sich, dass nicht die Arbeitsbedingungen oder monetäre Anreize die Zufriedenheit ausmachen. Gleichwohl das Gehalt wichtig ist, können als schlecht empfundene persönliche Beziehungen am Arbeitsplatz nicht monetär aufgewogen werden.


Die Studie stellte heraus, dass insbesondere das Verhalten der Führungskraft einen großen Einfluss auf die Mitarbeiter:innen nimmt. Wenn das Handeln der Führung als fair empfunden wird, Zielklarheit herrscht, Mitarbeitende sich von der Führungskraft unterstützt fühlen und diese auch bei zwischenmenschlichen Konflikten eine ausgleichende Rolle einnimmt, hat sich dies positiv auf die Arbeitszufriedenheit ausgewirkt.


Auch die empfundene Hilfe durch Kolleg:innen wurde als positiver Einfluss gewertet, während Mobbing sich stark negativ auswirkt. Da schlechte Beziehungen am Arbeitsplatz der Zufriedenheit abträglich sind, stellt der Bericht die Wichtigkeit heraus, dass Führungskräfte Konflikte unter den Mitarbeiter:innen identifizieren können und mit Maßnahmen wirkungsvoll gegensteuern.


Die Forschenden konnten auf Basis ihrer Ergebnisse die These äußern, dass ein gelungenes Führungsverhalten andere Komponenten wie persönliches Wachstum durch Weiterbildung in einer Organisation zumindest teilweise ausgleichen kann. Andersrum kann eine strukturierte Personalentwicklung (wie das Bereitstellen von Fortbildungsmöglichkeiten) dazu beitragen, dass Mitarbeitende in ihrem Job zufrieden sind. 7

Welche Bedeutung nehmen Soft Skills in der Zukunft ein? 

Mit Blick auf die jüngere Vergangenheit der Arbeitnehmer:innenschaft in Deutschland zeigt sich, dass die Mehrheit sich nicht mit ihrem/ihrer Arbeitgeber:in verbunden fühlt. Viele schätzen ein, dass es eine gute Zeit ist, um den Job zu wechseln. Das Erleben des gezeigten Führungsverhaltens spielt im Hinblick auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen eine zentrale Rolle.


Mangelnde gezeigte Empathie von Führungsseite ist ein schwerwiegender Grund, warum Menschen Unternehmen verlassen und unzufrieden mit ihrem Arbeitsplatz sind. Hingegen ist ein als fair und unterstützend empfundener Führungsstil ein Faktor, der maßgeblich zur Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen beiträgt.


Unterstützung bedeutet neben der klaren Definition von Zielen auch Unterstützung bei der Lösungsfindung von Konflikten unter den Kolleg:innen. Wenn die Beziehungen zu Kolleg:innen als positiv und supportiv empfunden werden, ist das stärkend für alle. Das Erleben von Mobbing und das Zulassen entsprechender Strukturen durch die Führungsebene wirkt sich hingegen stark negativ aus. Die Studienlage stellt das Identifizieren und Begleiten von Konflikten als absolut wichtige Führungskompetenz heraus. Das Entwickeln der eigenen Soft Skills ist im Hinblick auf zukunftsfähige Führung, die Empathie und Wertschätzung (vor)leben kann, wichtiger denn je. 

Du möchtest deine Soft Skills erweitern und festigen? Du möchtest richtig fit werden und mit deinen Soft Skills einen Wandel in der Arbeitswelt mitgestalten? Du merkst immer wieder, dass du in bestimmten Situationen im Job nicht weiterkommst und willst Veränderungen? Du bist neu in deiner Führungsrolle? Wir haben Coachings, die sich schwerpunktmäßig mit Kommunikation, Konfliktmanagement, Resilienz, interkulturellen Kompetenzen und modernem Führungsverständnis beschäftigen. Du kannst deine Rolle reflektieren und den Input aus unserem Coaching gleich praktisch in deinem Arbeitsalltag umsetzen. Schau dich hier auf unserer Seite um, wenn du mehr erfahren willst.  


Der Blogpost kommenden Donnerstag beschäftigt sich mit der gewaltfreien Kommunikation und wie du sie für dich nutzen kannst, um so zu kommunizieren, dass du verstanden wirst und dein Gegenüber sich verstanden fühlt.   

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Quellen zu Fußnoten:

1 Artikel von Dr. Jürgen Fleig. https://www.business-wissen.de/hb/konflikte-im-unternehmen-ihre-folgen-loesungsansaetze/ (Stand 08.11.2023) 

2 Artikel von Jochen Mai. https://karrierebibel.de/soft-skills/ (Stand 07.11.2023) 

3 Spiegel-Artikel über die Ergebnisse des global workplace-report 2022. https://www.spiegel.de/karriere/state-of-the-global-workplace-2022-stresslevel-weltweit-auf-rekordhoch-a-24d86f12-376c-492a-b3fd-972e62839b21 

4 Businessolver. https://www.businessolver.com/resources/state-of-workplace-empathy (in Wartung am 08.11.2023) 

5 Businesssolver, 2021 empathy study. https://resources.businessolver.com/c/2021-empathy-exec-summ?x=OE03jO (Stand 08.11.2023)  

6 Harbinger-consulting. https://www.harbinger-consulting.com/blog/warum-kuendigen-mitarbeiter/ (Stand 07.11.2023) 

7 Forschungsbericht des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. fb-590-arbeitszufriedenheit-und-arbeitsbedingungen.pdf (bmas.de) (Stand 08.11.2023) 

So meisterst Du den Wieder-einstieg nach der Elternzeit – 6 Tipps, die dir das Leben leichter machen Können.

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 02.11.2023

In Deutschland sind Arbeitnehmer:innen berechtigt, bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind bei ihrem Arbeitgeber einzureichen (bis zum 3. Lebensjahr des Kindes, ein Teil der Elternzeitmonate kann zwischen dem 3. und 8. Lebensjahr des Kindes genommen werden)1. Frauen nehmen dabei überdurchschnittlich mehr Elternzeit in Anspruch als Männer: Laut statistischem Bundesamt beantragten im Jahr 2022 Mütter durchschnittlich 14,6 Monate Elternzeit, Väter hingegen 3,6 Monate.2 Die Länge der Elternzeit steigt bei den Vätern stetig an, von einer annähernd gleichberechtigten Verteilung kann noch nicht die Rede sein. Während der Elternzeit besteht der Arbeitsvertrag mit dem/der Arbeitgeber:in weiter, und somit auch die darin vereinbarten Bedingungen und Tätigkeitsbeschreibungen. Nach Ablauf der Elternzeit hat der/die Arbeitnehmer:in das Recht, wieder auf ihren Arbeitsplatz beziehungsweise eine gleichwertige Tätigkeit im Unternehmen zurückzukehren.3  

Die Elternzeit - eine Überraschungstüte 

Die Elternzeit ist für die meisten Eltern eine Zeit, die mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Nach der Geburt bricht für die gesamte Familie ein neuer Lebensabschnitt an. Sein eigenes Kind kennenzulernen ist eine Erfahrung, die unvergleichbar ist. Die ersten Monate sind geprägt vom Rätselraten, was dieses kleine Wesen gerade braucht.


Neben Glücksgefühlen und "passiert-das-gerade-wirklich? – Momenten", können Sorgen und Zweifel, unfassbarer Schlafentzug, partnerschaftliche Auseinandersetzungen und körperliche Über- sowie geistige Unterforderung erlebt werden. 

Eltern sind unterschiedlich, haben andere Voraussetzungen und finden sich in unterschiedlichen Tempi in die neue Elternrolle ein. Zudem bringt jedes Kind einen individuellen Charakter, Bedürfnisse sowie gesundheitliche Voraussetzungen mit sich. 


Die persönlichen Empfindungen dieser Zeit sind sehr unterschiedlich: 

Manch eine:r geht sehr in der neuen Rolle auf und denkt wenig an seinen/ihren Job, andere wiederum vermissen ihre berufliche Tätigkeit nach kurzer Zeit.


Unabhängig davon, wie es dir geht: Früher oder später steht bei den meisten der Wiedereinstieg in den Beruf an. Bei vielen Eltern löst der bevorstehende Schritt zurück ins Berufsleben Gefühle von Unsicherheit aus.  

Es kann sehr erfüllend sein, Beruf und Familie zu leben. Viele Eltern machen sich jedoch Sorgen, wie sie den Balanceakt zwischen zwei so großen und komplexen Lebensbereichen halten können. Äußere Rahmenbedingungen, wie verfügbare Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice/Mobileoffice-Optionen und eine verständnisvolle Führungsetage sind Faktoren, die deinen Wiedereinstieg und die damit beginnende Vereinbarkeit beeinflussen. Manche Rahmenbedingungen kannst du aktiv beeinflussen, einen gewissen Anteil musst du als gegeben annehmen. In diesem Artikel haben wir sechs Tipps zusammengestellt, was du tun kannst, um dir den Wiedereinstieg zu erleichtern. 


Quellen:

[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend https://familienportal.de/familienportal/familienleistungen/elternzeit/faq

[1] Statistisches Bundesamt https://de.statista.com/infografik/24835/anteil-der-vaeter-in-deutschland-die-elterngeld-beziehen/

[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/familie/familienleistungen/elternzeit/elternzeit-73832

Manche Eltern zweifeln nach der Elternzeit daran, weiterhin eine kompetente und leistungsfähige Arbeitskraft sein zu können. Während der Alltag mit einem Baby körperlich wahnsinnig anstrengend sein kann, ist er mitunter nicht unbedingt kognitiv herausfordernd. Das „geistige Futter“, welches ein Joballtag mit bereithält, ist nicht im selben Maß gegeben.


Am Ende der Elternzeit kann der Gedanke aufkommen, dass du fachlich nicht mehr so performen kannst, wie vor der Elternzeit. Es lohnt sich, deine Gedanken zu hinterfragen. Eine andere Perspektive einzunehmen, kann dir helfen, deine Elternzeit ganz anders einzuordnen. Durch die Elternzeit wächst du über dich hinaus, da du dir in kurzer Zeit in ganz verschiedenen Bereichen Kompetenzen aneignest, für die man in manchem Persönlichkeitsentwicklungsseminar viel Geld investiert. Und dieser Kompetenzzuwachs lässt sich auch in dein Arbeitsleben transferieren.


Dieser Zusammenhang ist manchmal nicht offensichtlich, deswegen hier ein Beispiel:

Mit einem Kind gibt es unglaublich viele Aufgaben, die anfallen. Seien es Anträge für Kita und Elterngeld; neue Kleidergrößen, die bedient werden wollen; Wissen, dass sich im passenden Zeitraum angeeignet werden muss (Wie trägt man ein Kind ergonomisch korrekt im Tragetuch? Was ist geeignete Beikost für einen Säugling? Welche Kinderkrankheiten gibt es und was tut man dagegen?) oder das Packen der Wickeltasche für einen Tagesausflug:


Du bist als Elternteil ständig damit konfrontiert, Prioritäten zu setzen, zu organisieren und zu strukturieren. Eine Fähigkeit, die auch in den meisten Arbeitsverhältnissen absolut essenziel ist.


Frage dich ganz konkret:

  • Was habe ich in welchem Bereich in der Elternzeit gelernt und wie lässt sich diese Kompetenz auch im Arbeitsleben anwenden?


Um dir deine neugewonnenen Kompetenzen bewusst zu machen, kannst du einfach mal im Alltag mitschreiben oder deine Mitmenschen befragen, welche Veränderungen sie an dir wahrgenommen haben. Fachlich kannst du dich auf dem Laufenden halten, indem du Fachzeitschriften liest, an (virtuellen) Meet-ups und Vorträgen teilnimmst oder Kontakt zu deinen Kollegen aufnimmst. Frage ruhig nach, was die aktuellen Entwicklungen in deiner Firma sind.  

Während deiner Arbeitszeit sollte die Kinderbetreuung durch eine andere Person übernommen werden. Dies sollte auch der Fall sein, wenn du komplett von zuhause arbeitest. Überlege dir frühzeitig, wer in deinen Arbeitszeiten für dein Kind da ist:  Tagesmutter oder – vater, Verwandte, dein/e Partner:in oder der Kindergarten – wenn du anfängst zu arbeiten, sollte das gewählte Betreuungskonzept so weit etabliert sein, dass dein Kind und du ohne riesige emotionale Aufregung einige Stunden am Stück getrennt voneinander verbringen könnt.


Und: Organisiere dir, wenn möglich, einen Back-up für die ersten Wochen deines Wiedereinstiegs, der/die dein Kind betreut, sollte es krank werden. So kannst Du dich voll auf deinen beruflichen Wiedereinstieg fokussieren. 

Thematisiere deinen Wiedereinstieg frühzeitig mit den Personen, mit denen du zusammenlebst und die für dein Kind relevante Bezugspersonen sind, klassischerweise der andere Elternteil. Wenn die Person, die bisher vermehrt die Haus- und Carearbeit übernommen hat, wieder in den Job einsteigt, solltet ihr die Aufgabenverteilung zuhause überdenken und neu verteilen.

Es geht nicht in jeder Konstellation darum, alle Verantwortungen 50:50 aufzuteilen. Es geht um eine Aufgabenverteilung, die fair ist und keine Partei ins Burn-out führt. Listet dazu alle Aufgaben, die anfallen, und verteilt dann Verantwortungspakete. Sprecht auch darüber, wer das Kind wann zur Betreuung bringt, abholt und wer Tage abdeckt, an denen euer Kind erkrankt. Diese Neuverteilung gelingt leichter, wenn ihr schon vor dem Wiedereinstieg Aufgaben aufteilt und beide Eltern kompetent sind im Umgang mit ihrem Kind. Sprich mit weiteren Bezugspersonen, die dich in deiner neuen Lebensphase unterstützen können – Großeltern, Freund:innen, Nachbar:innen. Wenn es finanziellen Spielraum gibt, ist es auch sinnvoll, darüber nachzudenken, Dienstleistungen einzukaufen: Lieferservice von Lebensmitteln, Unterstützung im Haushalt oder zusätzliche Kinderbetreuung– alles Leistungen, die eure Vereinbarkeit entspannen können. Wenn du wieder Erwerbsarbeiten gehst, sollte sich dein/e Partner:in darauf einstellen, für ein paar Wochen vorrangig für euer Kind sowie den Haushalt zuständig zu sein. Das reduziert deinen Stress und erhöht die Chance, gut im Job anzukommen. Ziel eurer Gespräche sollten klare Absprachen sein, die umsetzbar sind und ein sicheres Gefühl geben.

Bevor du wieder einsteigst, solltest du in jedem Fall ein Wiedereinstiegsgespräch mit deinem/deiner Arbeitgeber:in führen. Vereinbare etwa 3-4 Monate vor deiner Rückkehr ein Gespräch mit deiner Führungskraft, um die Rahmenbedingungen zu besprechen. Bereite dich auf das Gespräch vor und überlege dir, mit wie vielen Wochenstunden du anfangen möchtest und wie diese sinnvollerweise verteilt sein sollen.


Es geht in dem Gespräch darum, eine möglichst zufriedenstellende Lösung für dich und deine/n Arbeitgeber:in zu finden. Überlege also, wie du möglichst effizient deine Aufgaben im Job erledigen kannst. Themen können auch Gleitzeit, Kernarbeitszeiten, Homeoffice/Mobiloffice-Optionen sowie deine Teilnahme an wichtigen Meetings sein. Wenn Du mit weniger Stunden anfängst, solltet ihr auch über deine Aufgabenschwerpunkte sowie den Umfang sprechen. Wenn du proaktiv auf deinen Arbeitgeber zugehst, übernimmst du Verantwortung und zeigst, dass du an Lösungen interessiert bist.   

Eine gute Vereinbarkeit besteht aus sehr vielen Bausteinen. Wenn Du beispielsweise lernen möchtest, wie du dein Selbstmanagement verbesserst oder wie du deine Glaubenssätze über Vereinbarkeit transformierst, kannst du dich aktiv mit diesen Themen beschäftigen.


Es gibt heute viele flexible Weiterbildungsangebote, die du gut in deinen Alltag einbauen kannst. Wenn du in bestimmten Bereichen noch keine Lösungen hast, musst du damit nicht allein bleiben. Du kannst Podcasts hören, Audiokurse kaufen oder online-Weiterbildungen belegen, die dir Informationen und Impulse aufbereitet zur Verfügung stellen. Du kannst auch in digitalen Netzwerken aktiv werden, in denen sich berufstätige Eltern austauschen. Auch auf den Seiten der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter findest du Veranstaltungen und Ansprechpartner:innen, welche dir im Themenfeld Beruf und Familie und auch beim Wiedereinstieg behilflich sein können.

Du bist nervös und machst dir Gedanken, wie das alles werden soll, wenn du wieder arbeitest. Vielleicht ist es für dich eine hilfreiche Perspektive, deinen Beruf als eine Kraftquelle anzusehen. Das mag sich vielleicht erstmal komisch anhören, aber betrachte es so:


  • Wenn du einen Job machst, der dir grundsätzlich Freude macht, kann deine Erwerbstätigkeit eine große Ressource sein.


Ein erfüllender Beruf bringt nämlich vieles mit sich, was im Familienleben mitunter zu kurz kommt:

  • Anerkennung
  • Abwechslung
  • Selbstbestimmung sowie 
  • alte und neue soziale Kontakte


Natürlich sichert die Erwerbstätigkeit auch deine Unabhängigkeit für dich als Menschen. Es ist eine andere Ausgangslage, wenn du deinen Lebensunterhalt im Falle eine Trennung oder eines Umstandes wie Krankheit oder gar eines Unfalles des/der Partner:in selbst bestreiten kannst.

Deine Einstellung und deine Umsetzung von Vereinbarkeit beeinflussen auch das Bild, welches deine Kinder als erstes Modell von Berufstätigkeit erleben. Hier kann jede:r von uns im kleinen Familienkosmos vorleben, dass Eltern sich die Sorge- und Erwerbsarbeit fair teilen können und dass Erwerbsarbeit Freude bedeuten kann. Dein Kind wird diese Bilder über Partnerschaft und Berufstätigkeit verinnerlichen.

Du möchtest dich gezielter vorbereiten?

Du stehst aktuell vor deinem beruflichen Wiedereinstieg?

Dein alter Job passt nicht mehr, und du möchtest dich gerne umorientieren


Dein Job zieht dir nur Kraft, du fühlst dich ausgebrannt?


Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Dich ein Thema, für welches du dir Lösungen wünschst?


Dann lass Dich unbedingt zu unseren Coachingangeboten beraten. Wir sind Expert:innen und Coaches für Vereinbarkeitslösungen und unterstützen dich gerne auf deinem Weg hin zu einem erfüllten Leben mit Familie und Beruf. 

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Jobcrafting –
3 Beispiele, wie Du deinen Arbeitsplatz optimierst

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 26.10.2023

Im letzten Blogpost ging es darum, welche Fragen du dir stellen kannst, wenn du in deinem Berufsleben vor der Entscheidung stehst: Gehen oder bleiben?


Wenn ein Jobwechsel für dich akut kein Thema ist, ist unser heutiger Artikel besonders interessant für dich. Denn: Wer im Beruf zufrieden sein möchte, darf die Auseinandersetzung mit der eigenen beruflichen Situation als fortlaufenden Prozess verstehen. Um langfristig motiviert zu bleiben, ist es immens wichtig, die eigenen beruflichen Bedürfnisse zu kennen und vorhandene Gestaltungsspielräume zu nutzen.


Jobcrafting ist eine Methode, welche durch die Organisationspsychologinnen Amy Wrzesniewsk und Jane Dutton1 geprägt wurde. Der Begriff fasst verschiedene Möglichkeiten zusammen, um den eigenen Arbeitsplatz zu gestalten.

 

Was genau bedeutet Jobcrafting?

Der Begriff Crafting kommt aus dem Englischen und meint so viel wie „herstellen“. Jobcrafting kann in seiner Bedeutung mit „den eigenen Arbeitsplatz basteln“ übersetzt werdenDie Methode umfasst drei Bereiche, welche aktiv durch Arbeitnehmer:innen gestaltet werden können:

1. Task crafting


Task crafting umfasst deine Aufgaben, mit denen du im beruflichen Kontext zutun hast.

2. Relational crafting


Relational crafting beinhaltet die Art, wie du deine Arbeitsbeziehungen angehst.

3. Cognitive crafting


Cognitive crafting meint deine Fähigkeit, deiner eigenen Arbeit einen Sinn zu verleihen.

Sowohl die Rahmenbedingungen deiner Tätigkeit als auch die Offenheit deines Arbeitgebers bestimmen deine Gestaltungsspielräume natürlich mit. Dennoch lohnt sich der genaue Blick auf alle drei Bereiche, um deinen Job bestmöglich auf Dich zuzuschneiden.


An der Stelle kannst Du zudem einige überzeugende Argumente mitnehmen, sollte Jobcrafting in deiner Firma noch Neuland sein. Organisationen, die Jobcrafting bereits als festen Bestandteil eines erfolgreichen HR-Managements verstehen und entsprechende Strukturen für Ihre Mitarbeiter:innen zur Verfügung stellen, leisten einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Mitarbeiterinnengesundheit.


Das Erleben von Selbstwirksamkeit in der eigenen Arbeit erhöht die intrinsische Motivation, sorgt für weniger Frust und mehr Freude an der Arbeit. Zudem arbeiten Teams, in welchen Mitarbeiter:innen nach ihren Stärken und Vorlieben orientiert arbeiten, effizienter und gewinnbringender zusammen. Aufgaben können passgenau so vergeben werden, dass das Potenzial eines jeden Einzelnen zur optimalen Ergebnislieferung ausgeschöpft wird.

Übrigens💡

Wenn du Jobcrafting für dich nutzen willst, benötigst du Gewissheit über deine eigenen Stärken und Bedürfnisse. In unseren Persönlichkeitsanalysen erhältst du einen detaillierten Einblick, welche Fähigkeiten du mitbringst, in welchen Kontexten du dich besonders wohlfühlst, wie du kommunizierst und welche Motive dein Handeln antreiben. Wenn du den Grundstein für deine berufliche Zufriedenheit legen willst, kann eine Persönlichkeitsanalyse ein nachhaltiger Schritt hin zu einer Karriere sein, die wirklich zu dir passt. Die von uns genutzten Persönlichkeitsanalysen sind wissenschaftlich evaluiert und liefern aussagekräftige Ergebnisse, auf deren Basis du wirklich gute Entscheidungen treffen kannst.

Beispiele, wie Du Jobcrafting nutzen kannst

Damit deine Gestaltungsspielräume für dich greifbarer werden, haben wir für dich drei Beispiele aus der Praxis zusammengestellt. Jedes Beispiel zeigt einen individuellen Weg, wie Jobcrafting genutzt werden kann. Du kannst dich von den Beispielen inspirieren lassen und zudem die Reflektionsfragen nutzen.


Hinweis: Die Beispiele kommen aus der Praxis, Namen und Umstände wurden von der Autorin verändert.

Situation:

Lisa ist seit drei Jahren als Bürokraft in einer kleinen Agentur angestellt. Ihr Job macht ihr Spaß und sie fühlt sich wohl. Da sie schon mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringt, erledigt sie ihre Bürotätigkeiten routiniert und ist oft schon mittags fertig. Sie hat dann nicht mehr „so richtig“ was zu tun. Sie merkt, dass sie sich öfters langweilt und nicht so richtig weiß, was sie mit ihrer Zeit anfangen soll.


Mögliche Lösung:

In der nächsten Teamsitzung spricht Lisa konkret an, dass sie gerne neue Aufgaben annehmen möchte und Kapazitäten frei hat. Da sie das Unternehmen gut kennt, kann sie sich vorstellen, neue Mitarbeiter:innen an die Hand zu nehmen und eine Art „Buddy“ für die ersten 100 Tage im neuen Job zu sein. Ihr Team sowie ihre Chefin sind von ihrem Vorschlag begeistert. Lisas Vorgesetzte schlägt ihr zusätzlich vor, an den nächsten Bewerbungsgesprächen teilzunehmen, da aktuell Neueinstellungen anstehen. Lisa ist begeistert und überlegt gleich, auf welche Fragen es im Bewerbungsgespräch besonders ankommt.


Impuls zum Mitnehmen:

Task crafting umfasst deine Aufgaben im Job. Du kannst dir hier mehrere Aspekte ansehen:

  • Welche Aufgaben fallen mir schwer?
  • Welche besonders leicht? Warum?
  • Welche Aufgaben kann ich eventuell weglassen (wie die berühmten Protokolle, die keiner liest)?
  • Welche Aufgaben, die ich als unangenehm empfinde, kann eine Person aus dem Team übernehmen, der/dem die Aufgabe leicht(er) fallen?
  • Können wir Aufgaben im Team rotieren lassen?
  • Habe ich Aufgaben angenommen, die gar nicht in meinen Arbeitsbereich fallen?
  • Bin ich mit den Aufgaben glücklich, oder will ich Aufgaben wieder loswerden?
  • Möchte ich etwas neues Lernen?
  • In welchen Bereich des Unternehmens möchte ich Einblick gewinnen, den ich bisher noch nicht kenne?

Situation:

Petra arbeitet in einem Supermarkt als Filialleiterin. Bei den jährlichen Gesamtleitungssitzungen fällt ihr auf, dass sie oft die einzige weibliche Person ist. Viele der Mitarbeiter:innen, die „an der Basis“ arbeiten, sind Frauen. In den Leitungspositionen finden sich jedoch überproportional viele Männer. Petra ärgert sich, da sie durch die Gespräche mit ihren Kolleg:innen weiß, dass viele die Erfahrung und das know how für eine Führungsposition mitbringen, sich den Schritt zur Führungskraft aber nicht zutrauen. Sie wünscht sich mehr Kolleg:innen auf Leitungsebene, mit denen sie sich austauschen kann.


Mögliche Lösung:

Petra möchte sich gerne in der Förderung von weiblichen Führungskräften engagieren. Sie gründet ein firmeninternes Mentorenprogramm für Frauen in Führung. Ihr Arbeitgeber unterstützt ihre Idee und setzt das Ziel, bis 2025 mindestens 30 % der Führungspositionen durch Frauen zu besetzen. Petra wird durch von der regionalen Gleichstellungsbeauftragte zu einem Vortrag eingeladen, um über ihr Mentorenprogramm zu berichten.


Impulse zum Mitnehmen:

Reflektiere im Hinblick auf Relational crafting die Beziehungen, die du im beruflichen Kontext eingehst. Petra hat in unserem Beispiel bewusst ihren Einfluss genutzt, um anderen Frauen den Weg zu ebnen und zudem ihrem Bedürfnis nach Austausch näherzukommen. Frage dich:

  • Mit wem arbeite ich gerne zusammen und warum?
  • Welche Kolleg:innen sagen mir weniger zu?
  • Wie offen bin ich für die Themen meiner Kolleg:innen?
  • Wünsche ich mir mehr Nähe oder mehr Distanz?
  • Wie kommuniziere ich im Beruf?
  • Will ich mehr oder weniger Abgrenzung zwischen meinen privaten und beruflichen Beziehungen?
  • Wie kann ich mit Kolleg:innen aus anderen Bereichen in Kontakt kommen und was verspreche ich mir davon? Welche Netzwerke bietet mein:e Arbeitgeber:in an, oder kann ich selbst eines gründen?

Situation:

Jonathan macht eine Ausbildung im Bereich Landschafts- und Gartenbau. Er liebt seine Tätigkeit, da er gerne draußen ist und ihm der Umgang mit Pflanzen viel Freude bereitet. Zuhause tobt er sich in seinem Garten aus. Er hat sehr klare Vorstellungen, was für ihn ein harmonisch angelegtes Beet ausmacht und welche Gesamtoptik er sich vorstellt. Die Stadt vergibt an seinen Ausbildungsbetrieb häufig Aufträge, die weder den Vorstellungen noch dem Fachwissen von Jonathan entsprechen. Er empfindet kaum Freude und Sinn, den hundertsten Baum in eine langweilige und seinem Empfinden nach wenig ästhetische Form zu stutzen.  


Mögliche Lösung:

Jonathan betrachtet das Baumstutzen aus verschiedenen Perspektiven. Zum einen kann er für sich feststellen, dass viele Menschen einen angelegten Park mit gestutzten Bäumen als schön empfinden und sich daran erfreuen. Das gibt auch Jonathan Antrieb, seine Arbeit gut zu machen. Zudem kann er sehen, dass das Stutzen von Bäumen eine Fertigkeit ist, die er später braucht, um sich selbstständig zu machen. Die Aussicht, dass er später einen anderen Schwerpunkt in seiner Arbeit setzen kann, er aber gleichzeitig das akkurate Baumstutzen beherrscht, um es in seinem Portfolio aufzunehmen, beflügelt ihn.


Impulse zum Mitnehmen:

Durch Cognitive Crafting verleihst du deiner eigenen Arbeit Sinn. Betrachte hierzu eine mitunter ungeliebte Tätigkeit aus verschiedenen Perspektiven.

  • Welchen Sinn macht die Bewältigung dieser Aufgabe im Gesamtkontext?
  • Welches große Ziel verfolgst du in deiner Karriere?
  • Welchen Nutzen haben andere davon, wenn du diese Tätigkeit gewissenhaft erledigst?
  • Welchen Nutzen bringt das Erlernen dieser Kompetenz mit sich?

Fazit

Job crafting ist eine tolle und vielseitige Möglichkeit, dich selbst als Gestalter:in deiner Arbeit zu verstehen und dein ganz persönliches Potenzial auszuleben. Jobcrafting gelingt besonders gut, wenn du deine eigenen Fähigkeiten und Vorstellungen kennst, um deinen optimalen Arbeitsplatz zu kreieren. Wir bieten dir in unseren Karrierecoachings Impulse, um deine berufliche Zufriedenheit zu erreichen. Klicke hier 👇 um dich über unsere Angebote zu informieren.

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können. 

Quellen:

Amy Wrzesniewski, Jane E. Dutton: Crafting a Job: Revisioning Employees as Active Crafters of Their Work. In: The Academy of Management Review. Vol. 26, No. 2 (April 2001), S. 179-201

2 Thiele, C. (2023). Was nützt Job Crafting – für Einzelne, Teams, Organisationen: Studienergebnisse Forschung Job Crafting/Positive Psychologie. In: Job Crafting. essentials. Springer Gabler, Wiesbaden.

Zum Reinhören: Podcast “Positiv Führen” von Christian Thiele Folge 53 “Job Crafting – was es ist, bringt und wie und wieso Führung es fördern sollte” 

3 Anzeichen, dass es Zeit ist, Deinen Job zu wechseln

Kategorie: actifyXperience

Autor:in: Katharina Berardi, Psychologin und Karrierecoach

Datum: 19.10.2023

Jede:r, der im Berufsleben steht, kennt es – ab und an fällt uns das Aufstehen an einem gerade beginnenden Arbeitstag nicht so leicht. Jeder Job beinhaltet mitunter Tätigkeiten, die uns nicht liegen und/oder uns keine Freude bereiten. So weit, so alltäglich.


Doch ab welchem Punkt sollten wir wirklich alarmiert sein? Wann ist es Zeit, einen Jobwechsel oder einen neuen Schritt in unserem Berufsleben in Erwägung zu ziehen? Im Alltagsstress ist es manchmal gar nicht so leicht, diesen Zeitpunkt zu erkennen.


Umso wichtiger ist es, einen Moment des Innehaltens zu finden, um unsere berufliche Situation ehrlich zu reflektieren.


Wenn dich Deine Jobsituation seit längerem piekst, vereinbare einen Check-In mit dir selbst, und reflektiere folgende Punkte. Du kannst dies zunächst nur für dich tun. Möglicherweise ist es hilfreich, wenn Du aufkommenden Gedanken schriftlich festhältst. 

EIN JOBWECHSEL WILL GUT ÜBERLEGT SEIN

Solltest du dich aktuell in einer Jobsituation befinden, welche unbefriedigend ist oder dich gar belastet, ist deine Wechselmotivation sicher groß.


Wer kennt nicht die Fantasie, dem/der leidigen Chef:in einfach die Kündigung hinzuknallen und in großen Schritten die Firma zu verlassen und nie mehr wiederzukommen. Auch wenn Unzufriedenheit mitunter eine Triebfeder für die lang ausstehende Entscheidung des Jobwechsels sein kann, nehme dir unbedingt ausreichend Zeit, deine Situation zu analysieren.


Schnellschüsse oder emotionale Entscheidungen enden sonst mitunter in einem neuen Arbeitsverhältnis, dass keine wesentliche Verbesserung für dich darstellt. 

Du kannst Deine bisherigen Erfahrungen nutzen, um herauszufinden, was du beruflich wirklich willst.

Manchmal hilft es, zunächst die Situation anzunehmen, dass dir dein aktueller Job nicht mehr gefällt. Diese Feststellung darfst du erst Mal so akzeptieren, und dich entspannen. 

Denn: Du kannst aktiv werden, und bist dieser Situation auf Dauer keineswegs ausgesetzt. 


In vielen Fällen lassen sich auch innerhalb Deines Arbeitsverhältnisses Lösungen finden, wie Du wieder mehr Zufriedenheit in Deinem Arbeitsleben erreichen kannst (Note: hierzu erscheint kommende Woche unser Artikel Jobcrafting – Gestalte Deinen optimalen Arbeitsplatz).


In anderen Fällen ist ein Wechsel auf Dauer unausweichlich. Die folgenden drei Punkte helfen dir, mehr Klarheit für dich zu gewinnen:   



Mitunter bist du in der Situation, dass du seit mehreren Jahren in einer Firma arbeitest, auf einer Position und mit den gleichen Kolleg:innen. Wenn du dich an deinem Arbeitsplatz seit Monaten langweilst, die Aufgaben immer dieselben sind und du alles „aus dem FF“ beherrschst, kann sich ein Gefühl von Unterforderung einstellen. Und auf Dauer ist dieser stagnierende Zustand nicht gerade motivierend. Sollte dich mangelnde Abwechslung zweifeln lassen, stelle dir folgende Fragen:


  • Weiß meine Führungskraft, dass ich mich unterfordert fühle?
  • Habe ich selbst innerhalb meiner Firma eine Idee, in welchen Bereichen ich mich weiterentwickeln kann?
  • Wäre ein interner Wechsel (beispielweise in eine neue Abteilung) eine Möglichkeit? 
  • Kann ich mit Kolleg:innen, mit denen ich sonst weniger zu tun habe, einen virtuellen Kaffee trinken oder mich zum Mittagessen treffen, um mit ihnen in einen spannenden Austausch zu kommen? 
  • Gibt es eine (berufsbegleitende) Weiterbildung, die mich voranbringen könnte? 


Solltest du in einer größeren Organisation arbeiten, gibt es mitunter auch interne Mentoring-Programme oder Netzwerke, welche deiner Karriere Anschub bieten können. Oft hilft es, bei einem Gefühl von Eintönigkeit selbst aktiv zu werden und bestehende Möglichkeiten auszuschöpfen.


Solltest du nach Beantwortung der Fragen jedoch zu dem Schluss kommen, dass du in deinem beruflichen Umfeld wirklich alles gesehen hast, kann es Zeit für einen Wechsel sein. Das Streben nach eigener Weiterentwicklung ist ein tiefes Bedürfnis, das wir auch im Arbeitsverhältnis ausleben dürfen.  


Umsetzungs - Impuls: Nutze deine Situation, um ohne zu großen Druck neue Optionen auszuloten. Solltest Du zu dem Ergebnis kommen, dass du eine neue berufliche Tätigkeit möchtest, kannst du systematisch deinen Bewerbungsprozess angehen. Setze dir wöchentliche Zeiten, in denen du neue Joboptionen recherchierst oder deine Bewerbungsunterlagen optimierst. Allein die Beschäftigung mit neuen Möglichkeiten, kann deine Stimmung heben und für Abwechslung sorgen.   

Eine eigene Erkrankung oder die des/der Partner:in, pflegebedürftige Angehörige, für die du Verantwortung übernimmst oder die Vereinbarkeit von Beruf und deinem Familienleben mit Kindern: Es gibt viele äußere Umstände, welche eine Anpassung deiner Arbeit unausweichlich machen.


Manchmal ist es auch schlichtweg der Fakt, dass du für dich neue Prioritäten setzt und die Rahmenbedingung deines Arbeitsplatzes nicht mehr zu dir passen. Sollte dies für dich zutreffen, lohnt sich ein offenes Gespräch mit deiner Führungskraft, in welcher du deine veränderte Situation schilderst. Vor dem Gespräch solltest du dir genau überlegen, was für dich leistbar ist und an welchen Stellschrauben du persönlich drehen kannst. Beispielweise könntest du als Elternteil überlegen, wie du dich mit anderen Bezugspersonen deines Kindes so Aufteilen kannst, dass dein Kind betreut ist und du an wichtigen Meetings deiner Firma teilnehmen kannst. So kannst Du im Gespräch mit deinem Arbeitgeber pro aktiv Auftreten und deine Lösungen präsentieren. Du schaffts so eine Basis, um an anderer Stelle beispielweise verkürzte Arbeitstage oder Homeoffice -Optionen zu verhandeln.


Wenn du für dich klar bist, welche Bedingungen du brauchst, um einen guten Job machen zu können, trittst du selbstbewusst und überzeugend auf. Wenn die Anforderungen in deinem Berufsfeld eine solche Flexibilität nicht möglich machen oder du auf sehr verhärtete Strukturen in deinem Unternehmen triffst, solltest Du einen Jobwechsel in Erwägung ziehen.


Umsetzungs-Impuls: Erstelle dir einen detaillierten Wochenplan. Trage hier alle Zeiträume ein, in denen (beispielsweise) deine Kinder in der Betreuung sind oder von anderen Bezugspersonen versorgt werden. Dann trage Zeiten ein, an welchen Raum für dich, alltägliche Haushaltsaufgaben, familiäre Quality-Time, Hobbies oder die Abendroutine stattfinden. So kriegst du einen Überblick, wann und in welchem Stundenumfang du erwerbsarbeiten möchtest und kannst. 

Ein absolutes Warnsignal sollte es für dich sein, wenn du bei dir körperliche Symptome feststellst, die über eine Dauer von mehreren Monaten anhalten und sich mit deiner Arbeit in Verbindung bringen lassen. Dein Körper ist immer auf deiner Seite und macht sich bemerkbar, wenn dir etwas nicht gut tut. Er produziert mitunter Symptome, wenn du dich auf Dauer in einer Situation befindest, in welcher du anhaltendem Stress ausgesetzt bist und zu wenig in die Entspannung kommst. 


Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, in stressigen Situationen blitzschnell zu reagieren, um dir dann die höchste Leistungsfähigkeit zu ermöglichen. Auf Anspannung muss Entspannung folgen, damit sich dein Körper wieder regenerieren kann. Findet dieser Wechsel nicht ausreichend statt, legt unser Körper uns auf Dauer „lahm“, um mit der übermäßigen Anspannung zurechtzukommen. Das kann unterschiedlich aussehen: Häufige Kopf- und/oder Magenschmerzen, Verspannungen, Schlafstörungen, eine gestörte Verdauung, Herzrasen oder starke Erschöpfung sind beispielweise Symptome, die auftreten können. 


Wichtig ist an der Stelle zu betonen, dass es nicht Stress per se ist, der uns krank macht. Es ist vielmehr der gestresste Dauerzustand, der für uns schädlich ist. Solltest du feststellen, dass du im Zusammenhang mit deiner Arbeit körperlich reagierst, kannst du zunächst für dich schauen, ob du ausreichende Entspannungsmomente im Alltag findest, um dem Entgegenzuwirken. Hierzu kannst du auch konkrete Techniken nutzen, wie autogenes Training oder Meditation. Bewegung ist ein allgemeiner Booster, um deinen Kopf freizukriegen. Ein kurzer Spaziergang genügt oft schon.


Sollte dein eigenes Stressmanagement nicht greifen und dir der Joballtag die Energie für deine Freizeit und Familie nimmt oder du auch im Urlaub kaum in die Erholung kommst: Nimm deinen Stress ernst und triff eine Entscheidung.


Umsetzungs – Impuls: Beobachtungen haben gezeigt, dass Säugetiere sich nach einer akuten Stress-Situation schütteln, wenn Sie sich wieder sicher fühlen. Dabei bringen Sie den gesamten Körper in Bewegung. Tue es Ihnen gleich und schüttele Dich aus, wenn Du Stress akut fühlst. Somit hilfst Du deinem Nervensystem, zur Ruhe zu kommen. Scheue Dich zudem nicht, deinen Hausarzt aufzusuchen und über deine Symptome zu sprechen. Eine ärztliche Abklärung ist in jedem Fall sinnvoll.  


Fazit

Es gibt verschiedene Umstände, die dich über einen Jobwechsel nachdenken lassen. Reflektiere für Dich, was der Kern Deiner Unzufriedenheit ist, und entscheide dann, ob ein Jobwechsel für Dich in Frage kommt. 


Überlege für dich auch Möglichkeiten, Veränderungen in deinem bestehenden Arbeitsverhältnis zu erwirken. 


Übrigens: Du musst diesen Prozess nicht alleine durchlaufen - wir unterstützen dich mit unserem individuellen Job- und Karrierecoaching sehr gerne dabei, die für dich passende Lösung gemeinsam mit dir zu erarbeiten.


Wenn du Interesse hast, für dich Klarheit zu erfahren und Zufriedenheit in deinem Job zu erleben, melde dich bei uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch.  

Über die Autorin:

Katharina ist Psychologin und arbeitet bei uns als Karrierecoach. Aus der Coachingspraxis weiß sie, vor welchen Herausforderungen Arbeitnehmer:innen und Arbeitsuchende im Berufsleben und im Bewerbungsprozess stehen. In Ihren Beiträgen teilt sie hilfreiche Impulse, die dich deiner beruflichen sowie persönlichen Zufriedenheit näher bringen können.